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08.08.2005, 07:00 Uhr
Im Brennpunkt: Windows Vista und IE 7.0 (Update)
Nun ist sie endlich da, die mit Spannung erwartete Testversion des XP-Nachfolgers Windows Vista. Gleichzeitig ist die Beta vom Internet Explorer 7.0 erschienen. PCtipp hat sich die beiden Programme angeschaut und ihnen auf den Zahn gefühlt.
Ganze vier Jahre sind seit der Veröffentlichung von Windows XP ins Land gezogen. Für den Nachfolger des Betriebssystems hat sich Microsoft mächtig Zeit gelassen. Doch nächstes Jahr soll es soweit sein. Dann wird mit Vista (ehemals Longhorn) eine neue Windows-Version erscheinen. Letzte Woche hat Microsoft eine erste Testversion über sein Entwickler-Portal MSDN [1] veröffentlicht. Obwohl noch viele Funktionen fehlen, gibt sie einen guten Eindruck, was Benutzer zu erwarten haben.
Installation: Die erste Überraschung erwartet den Benutzer bereits bei der Installation des neuen Betriebssystems. Microsoft hat den Vorgang deutlich vereinfacht und in zwei Schritte aufgeteilt: Zuerst gilt es ein paar simple Fragen nach Seriennummer, Computernamen, gewünschter Partition etc. zu beantworten. Ist die Bedeutung einer Option nicht klar, können überall kurze Erläuterungen aufgerufen werden. Danach läuft das ganze ohne weiteres Zutun ab.
Oberfläche: Die Desktop-Oberfläche unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht gross von Windows XP. Altbekannte wie das Startmenü, der Papierkorb und die Taskleiste sind noch immer vorhanden. Die Neuerungen stecken im Detail: Microsoft hat die Icons mit verschiedenen visuellen Effekten "veredelt". Der Papierkorb ist etwa durchsichtig und füllt sich beim Löschen von Dateien. In der Taskleiste sind jetzt Statusinfos zur Windows-Suche abrufbar.
Auch das Startmenü wird Windows-Kenner wenig überraschen. Viele Einträge kennt man aus dem Vorgänger XP. Die dunkle Farbe ist gewöhnungsbedürftig. Die Programmleiste wird neu nicht mehr aufgeklappt, sondern direkt auf der linken Seite des Startmenüs eingeblendet. Über einen speziellen Button ("Lock") können sich Anwender abmelden oder den Rechner sperren. Klickt man den "Shut Down"-Knopf, wird Windows sofort heruntergefahren. Optionen wie "Neu starten" muss man über das Pfeil-Symbol neben der Schaltfläche aufrufen. Die Suche wurde viel bequemer gestaltet: Dank einem eigenen Feld kann man direkt die Festplatte durchforsten, das mühsame Klicken durchs Suchmenü entfällt. Die Resultate werden gleich auf der linken Seite des Startmenüs angezeigt.
Windows Explorer: Den Datei-Browser hat Microsoft hingegen einer Radikalkur unterzogen. Nützlich: Auch hier gibts wieder direkten Zugriff auf die Windows-Suche. Im oberen Fensterbereich wird der Verzeichnispfad angezeigt. So weiss der Benutzer immer, in welchem Unterordner er sich befindet. Zudem lässt sich mit der Leiste äusserst bequem durch die verschiedenen Ordner kutschieren. Die neue Leiste dient aber nicht nur zur Navigation auf der Festplatte. Gleichzeitig hat man hier die Möglichkeit, Webadressen einzugeben. Danach öffnet sich automatisch der Internet Explorer mit der gewünschten Seite. Die Dateiinformationen werden im unteren Fensterbereich angezeigt. Der Anwender kann hier auch gleich Stichwörter, Kommentare und Bewertungen zu einem File eingeben.
Virtuelle Ordner: Völlig neu ist das Konzept der virtuellen Ordner. Sie geben dem Anwender die Möglichkeit, Dateien nicht nach ihrem physischen Speicherort, sondern nach beliebigen Kriterien wie alle Musik-Dateien, Videoclips, Autor etc. anzeigen zu lassen. Benutzer können auch eigene virtuelle Ordner erstellen.
Systemsteuerung: In der Systemsteuerung werden sich XP-Nutzer schnell zu Recht finden. Die Optionen tragen fast alle denselben Namen wie beim Vista-Vorgänger. Nur die Icons haben sich geändert. Zudem wurden die einzelnen Einträge teils umgeordnet. So steht etwa das Sicherheitscenter aus offensichtlichen Gründen an oberster Stelle. Zudem hat Microsoft einzelne Optionen erweitert. Unter der Benutzerverwaltung lassen sich jetzt zum Beispiel auch Kinderschutzeinstellungen vornehmen. In den Audioeinstellungen findet sich neu ein Konfigurationsmenü für eine Spracherkennung. Sie wird ein fester Bestandteil von Windows Vista sein. Auch der zunehmenden Zahl von Notebook- und PDA-Nutzern hat das Softwarehaus gedacht. In der Systemsteuerung findet sich ein Synchronisationsmanager, mit dem der Inhalt des PCs mit anderen Geräten abgeglichen werden kann.
Weiteres: Mit Windows Vista denkt Microsoft an die immer grösser werdende Zahl von Computerspielern. Im Startmenü findet sich ein separater Eintrag "Games". Er listet alle Spiele auf, die sich auf der Festplatte tummeln. Dabei zeigt der "Games Explorer" neben einem Symbol auch Infos wie Titel, Spielhersteller, letzter Spielstart und Altersfreigabe an. In Zusammenspiel mit dem Kinderschutz können Eltern genau festlegen, welche Games ihre Sprösslinge spielen dürfen.
Eine weitere, rein kosmetische Änderung: Mit Windows Vista fallen die Possessivpronomen für Ordner wie "Eigene Dokumente", "Eigene Musik" etc. weg. Künftig heissen die Verzeichnisse nur noch "Dokumente", "Musik" usw. Microsoft begründet den Schritt damit, dass der Begriff "Eigene" (engl. "My") in der Informatikwelt zum reinen Modewort verkommen ist.
Internet Explorer 7.0: In der Betaversion von Windows Vista findet sich bereits die Testversion des neuen Internet Explorer 7.0. Neben einer Version für das neue Microsoft-Betriebssystem wird das Browser-Upgrade auch für XP-Nutzer erscheinen. Was bringt die Neuauflage des meist verbreiteten Surf-Tools für Neuerungen? Das Softwarehaus hat den in die Jahre geratenen Browser in einigen Punkten auf Vordermann gebracht. So beherrscht Internet Explorer mit der Version 7.0 nun endlich auch Funktionen wie Tabbed Browsing (Anzeige von mehreren Seiten in einem Fenster) und direkte Websuche. Ebenfalls mit an Bord ist RSS-Unterstützung [2]. Wie im Firefox-Browser blendet der IE jeweils ein Symbol ein, wenn man auf eine Website mit RSS-Feeds surft. Mit einem Klick auf das Symbol lassen sich die Feeds anschliessend bequem im Browser betrachten.
Weitere Verbesserungen im Internet Explorer 7.0 betreffen die Bereiche Stabilität und Sicherheit. Geplant sind etwa ein neues Cookie-Management [3] und eine bessere Kontrollfunktion für Erweiterungen. Zusätzliche Sicherheit vor Internetbetrügereien soll ein Phishing-Filter bringen. Er informiert beim Besuch von Webseiten, ob diesen vertraut werden kann. Dabei greift das Surf-Tool auf eine Datenbank zurück, die Infos über bekannte Phishing-Seiten enthält.
Fazit: Windows Vista wird sicher nicht die grosse Revolution sein, die Bill Gates versprochen hat. Das System enthält aber viele Neuerungen, die den täglichen Umgang mit Windows einfacher und bequemer machen. Zudem haben die Entwickler das Betriebssystem für heutige und kommende Technologien wie Spracherkennung, wachsende Zahl mobiler Geräte etc. gerüstet. Ob vier Jahre Entwicklungszeit wirklich dafür nötig sind, sei in den Raum gestellt. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die finale Version von Windows Vista voraussichtlich erst Ende 2006 erscheinen wird. Die Microsoft-Entwickler haben also noch einige Zeit, um weitere Funktionen einzubauen. Deshalb soll an dieser Stelle auch noch kein Urteil über die Performance von Windows Vista abgegeben werden.
Der Internet Explorer entspricht in der Version 7.0 endlich dem heutigen Stand der Technik. Ob Anwender dafür wieder von Alternativ-Browsern wie Firefox und Opera zurückwechseln, ist fraglich. Das Programm bringt nichts, was die Konkurrenten nicht schon können. Zudem wird der IE 7.0 nur für Windows XP und Vista verfügbar sein. Auch mächtige Kritik musste die Testversion des neuen Browsers bereits einstecken. Experten werfen den Microsoft-Programmierern vor, mit dem neuen Internet Explorer Webstandards links liegen zu lassen [4].
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