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24.04.2017, 09:11 Uhr
Die IFA muss sich neu erfinden
Die nächste Elektronikmesse findet vom 1. bis 6. September statt. Hersteller, Analysten und Veranstalter prophezeiten in Lissabon bereits die Kauftrends der Konsumenten.
Nicht weniger als 300 Journalisten aus aller Welt wurden von den Veranstaltern der Berliner September-Messe nach Lissabon an die IFA Global Press Conference eingeladen. Die Medienkonferenz gibt jeweils Ausblick auf die Themen der nächsten Elektronikmesse, die dieses Jahr vom 1. bis 6. September – natürlich wieder in Berlin – stattfinden wird. Ob alle Konsumtrends auch wirklich in den nächsten Jahren zutreffen werden, steht zwar noch in den Sternen, aber eines ist sicher: Das Messegelände beim Funkturm wird dichter und die Veranstalter mussten sich ein neues Konzept überlegen.
Dünnere Fernseher werden nicht mehr grösser
Wenn es nach den Analysten von GfK und IHS Markit geht, bestehe ein klarer Trend hin zu immer dünneren und grösseren Fernsehern, die sich wie Tapeten an die Wand hängen lassen. Für Paul Gray, Principal Analyst von IHS Markit, steht jedoch fest, dass es für die Hersteller langsam schwierig wird, noch dünnere TVs mit einer grösseren Bildschirmdiagonalen als 65 Zoll abzusetzen. Auch wenn selbstleuchtendes OLED schmalere TV-Gehäuse ermöglicht und Premium-Kunden in Europa zugreifen, werden wir seiner Ansicht nach in den nächsten Jahren etwas auf dem Markt bestimmt nicht vorfinden: noch grössere Fernseher mit noch dünnerer Bauweise. Das Problem: Tapetenförmige Bildschirme kommen nicht ohne solide Metallrahmen aus. Man braucht eine viel grössere Transportschachtel und Schutzsysteme für die Ecken des Fernsehers. Die Folge: Der Transport bei Riesen-Ultraflachmännern wird aufwendiger. Die Transportkosten im Verhältnis zum Gewicht würden dadurch sogar exponenziell steigen.
TV-Kunden wollen immer online sein
Die Verschmelzung zwischen TV und Mobile Streaming werde dabei immer mehr zum Kernthema. Nicht ohne Gründe hat Reed Hastings, der Netflix-Chef, vor wenigen Monaten die Mobilfunkmesse MWC 2017 mit seiner Anwesenheit beehrt. Dabei ging es eigentlich nur um ein Thema: Der Streaming-Anbieter feilt schon länger an Möglichkeiten, ultrahochauflösendes Material und verbesserte Farb- und Kontrastspektren auf grosse Smartphone-Bildschirme eines LG G6 oder Galaxy S8 zu bringen. Wer aber denkt, Streaming sei nur bei den Jüngeren gefragt, irrt. Das globale Konsumverhältnis zwischen linearem TV und Streaming-Inhalten ist nach Ansicht der GfKler im Moment noch etwa bei 50 zu 50. Trotzdem: Der Haupttreiber der digitalen Welt sei die mobile Konnektivität. Blicke man zurück, so wurden um 2015 noch weltweit 1,32 Milliarden Smartphones verkauft. Jürgen Boyny, Global Director beim GfK, rechnet damit, dass es 2018 in der ganzen Welt schon um die 1,55 Milliarden smarte Telefone sein werden.
Es wird immer enger auf dem Messegeleände
Den Open Keynote Speaker hat Christian Göke, der CEO der Messe Berlin, bereits verraten: Das wird Philips sein. Aus gutem Grund. Vor zehn Jahren hat die IFA erstmals Haushaltsgeräte ins Programm aufgenommen. Dass das Konzept aufgeht, hätte man damals nicht für möglich gehalten, sagte Hans-Joachim Kamp, der Aufsichtsratvorsitzende des IFA-Veranstalters gfu Consumer & Eletroncis. «Die Definition zwischen der physischen und der vernetzten Welt ist inzwischen verschwommen», betonte Göke im Hinblick auf die wachsende Bedeutung von IoT und vernetzten Haushaltsgeräten. Die nächste IFA sei daher erstmals eine «Brand Only Show». In einer eigenen Halle werden unter der Marke «IFA Next» speziell die neusten Entwicklungen und Innovationen unter einem Dach gezeigt. Auch wenn es langsam eng wird auf dem Messegelände, wolle man dazu auch wieder mehr junge Start-ups nach Berlin holen. Der bessere Realitäts-Check sei schlussendlich für alle eine Win-win-Situation, so Göke. Dass nun langsam das Zeitalter angebrochen sei, in dem es nicht mehr nur Lösungen, sondern endlich mehr voll vernetzte Ökosysteme geben muss, hat auch Philips gerne betont: Nicht nur smartere Zahnbürsten mit mehr Sensoren in den Putzköpfen, sondern auch die eigentliche Zahnputz-App und Plattformen wie Healthcare und Babycare wolle man weiter ausbauen.
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Sprachsteuerung als weiteres Hauptthema der IFA ...
Sprachsteuerung wird wichtiger im vernetzten Zuhause
Die Sprachsteuerung soll ein weiteres Hauptthema der nächsten IFA sein. Denn mehr und mehr vernetzte Geräte können mit der Stimme gesteuert werden. Insbesondere Bots werden die Kommandos schneller lernen und volle Kontrolle über die Belüftung und das Smart Home übernehmen. Die Sicherheitsbedenken sind hier noch riesig, aber automatische Helfer werden die künstliche Intelligenz vorantreiben, davon sind die Analysten überzeugt. Bei Wearables gab es im letzten Jahr offenbar eine Überraschung. Der Markt wachse dort zwar trotz hoher Erwartungen nur langsam, aber aufgrund des 2016 weltweit abgesetzten Volumens von 116 Millionen smarten Armbänder und Uhren, bestehe ein ungefähres Wachstumspotenzial von 37 Prozent in allen Ländern.
VR bis jetzt nur für Gaming und Video interessant
Einen langfristigen Haupttrend in den nächsten Jahren sieht das GfK bei der virtuellen Realität. Bewegung ist aber bis jetzt in diesen Markt erst gekommen, weil 70 Prozent der Konsumenten sich hauptsächlich aus Gaming-Gründen ein VR-Headset zulegen. Während die Nachfrage nach mobilen und einfacher zugänglichen VR-Brillen wie Cardboard und GearVR im Moment den fünffachen Bedarf nach teuren VR-Brillen wie HTC Vive und Oculus Rift überschreitet, verwundert uns nicht ganz, warum der Bereich Video für das GfK gleich der zweite VR-Treiber ist. Man hat das schon von anderen Marktforschern gehört und Boyny hat das Smartphone an der Hauptkonferenz selber stark als Innovationstreiber in den Vordergrund gerückt.
Hier konterten die IHS-Markit-Analysten an einem Diskussions-Panel mit einer Frage in die Runde, wer denn von uns Journalisten überhaupt schon VR probiert oder selber eine High-End-Lösung wie HTC Vive zu Hause hat. Tatsächlich streckten bei der zweiten Frage nur gefühlt zehn Tech-Redaktoren auf. Aber auch jene Marktforscher prophezeien der Nischentechnologie bis 2020 ein starkes Wachstum. Kaum überraschend ist, dass Shopping- und Booking-Portale sowie der Bildungsbereich nur langsam erste Gehversuche mit VR-Anwendungen wagen.
Autor(in)
Simon
Gröflin
24.04.2017