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12.12.2013, 09:58 Uhr
«Schaut, ich war da!» - Was Jugendliche filmen
Für Jugendliche gehören Handyfilme längst zum Alltag. Ein Forschungsprojekt der Universität Zürich hat Videos von 14 bis 20-Jährigen genauer angeschaut und überprüft, wie die Jugendlichen ihre Kamera einsetzen.
Eine Gruppe von Ethnoforschern der Universität Zürich (UZH) hat das Filmverhalten von Schweizer Jugendlichen unter die Lupe genommen. Zu diesem Zweck stellten Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren ihre Filme zur Verfügung. Manche schickten einige wenige Videos ein, andere gewährten Zugang zu ihrem vollständigen Archiv. Die Forscher wollten anhand der Videos herausfinden, was die Teenager von heute bewegt. Was und wie sie dokumentieren.
Vor einigen Jahren machte das Phänomen Happy Slapping die Runde. Dabei liessen sich Jugendliche bei Gewaltakten filmen. Laut den Wissenschaftlern der UZH ist dies heute kein Thema mehr. Stattdessen interessieren sich die Teenager mehr für den Alltag. «Sich selber zu dokumentieren und auszudrücken, ist viel spannender als all das Sensationelle, Versteckte, Verbotene», so der Ethnograf Thomas Hengartner.
Konzerte statt Sex
Auch sexuelle Darstellungen seien lediglich eine Randerscheinung. Ob diese Videos bereits bei der ersten Filterung, durch die Jugendlichen selbst, hängengeblieben waren, ist jedoch nicht bekannt. Hengartner glaubt nicht daran: Sexuelle Inhalte würden nur sehr selten konsumiert. In Befragungen mit Jugendlichen habe sich das bestätigt. Meistens kursiere ein Video durch verschiedene Kanäle wie WhatsApp, werde dann von den Medien aufgegriffen und etwas übertrieben dargestellt.
Generell gehe es den Jugendlichen nicht um das Verbreiten verbotener Materialien. Im Zentrum der Videos stehen hauptsächlich alltägliche Szenen und besondere Erlebnisse wie Konzerte. Die Videos funktionieren nicht nur als Erinnerungen, sondern auch als «soziales Schmiermittel». So werden die oft in einer Gruppe erstellt und angeschaut. Diese gemeinsame Aktivität schweisse die Gruppe zusammen. Für den Ersteller des Videos ist es häufig auch der Beweis eines Erlebnisses: «Schaut, ich war da!»
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