28.04.2017, 09:49 Uhr

Mario Kart

MARIO KART 8 DELUXE - TEST
Rollt mit "Mario Kart 8 Deluxe" das nächste Must-have-Spiel für die Nintendo Switch an den Start? Wir haben uns die aufgebohrte WiiU-Version vorgeknöpft und ausgiebig im Einzelspielermodus sowie in Mehrspieler-Matches getestet.
Wenn man der "Mario Kart"-Serie eines vorwerfen kann, dann dass die Rennen und Arenaschlachten der Mutter aller Fun-Racer aus friedlichen Redaktoren wild fluchende, hektisch gestikulierende Wracks machen und selbst die innigste Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird, wenn kurz vor dem Zieleinlauf ein roter Koopa-Panzer einschlägt oder das Kart auf Miniaturgrösse geschrumpft wird. Was man auf keinen Fall behaupten kann: Der Serie fehle es an Innovationen und Spielspass. Das gilt natürlich auch für "Mario Kart 8 WiiU", dem bislang letzten Ableger, der in unserem Test sehr gute 92% abgesahnt hat. Getreu dem Motto: Keine Nintendo-Konsole ohne "Mario Kart" - zumindest seit 1993 das Super Nintendo in westlichen Gefilden erschienen ist - wird jetzt auch die Switch mit entsprechendem Raser-Material versorgt. Allerdings handelt es sich nicht um eine Neuentwicklung und auf eine 9 im Serientitel werden wir wohl noch warten müssen.
WAS HEISST DENN HIER DELUXE?
Bringen wir es gleich hinter uns, "Mario Kart 8 Deluxe" bringt keine neuen Strecken auf die Switch. Es handelt sich um die WiiU-Version, allerdings gebündelt mit allen bislang erschienenen herunterladbaren Inhalten und einem gelungenen Modi-Mix an spassigen Arenakämpfen aus älteren "Mario Kart"-Teilen. Dazu noch ein paar neue Piloten, wie König Buu Huu, Browser Jr. oder die Inklinge aus "Splatoon", die das Fahrerfeld auf satte 42 Charaktere erweitern und drei neue Fahrzeuge. Insgesamt bietet das Komplettpaket so 48 Strecken und fünf Geschwindigkeitsklassen, darunter die fordernden 200ccm-Rennen. Da kann man über den Umfang kaum etwas zum Nörgeln finden. Kleinere Verbesserungen, beispielsweise die niedlich benannte Schlau-Steuerung, die Fahranfängern und zarten Kinderhänden einige Fahrhilfen beschwert, mit denen es sich deutlich besser über die Runden kommen lässt, runden das Racer-Gesamtpaket ab. Wenn ihr keine WiiU zu Hause habt, braucht es eigentlich keine weiteren Kaufgründe, da spricht das bekannt geniale Spielprinzip für sich. Wenn ihr schon das meistverkaufte WiiU-Spiel zu Hause habt und überlegt, ob sich die zusätzliche Anschaffung für eure Switch lohnt, dann hätten wir da noch ein paar Informationen.
SPIEL DOCH WO UND WANN DU WILLST!
Auf dem TV liefert die Deluxe-Version knackscharfe 1080p mit stabilen 60 Bildern die Sekunde, auch wenn ihr lokal oder online im Split-Screen-Modus mit einem Kumpel über die Pisten heizt. Wird der Bildschirm noch mal geteilt und ihr dann mit bis zu vier Mitspielern um die Plätze kämpft, geht die Framerate auf 30 Bilder / Sekunde runter. Macht das dem Spielspass zu schaffen? Ach was. Die muntere Raserei funktioniert wie eh und je und während wir voll konzentriert die Regenbogenpiste entlang hetzen, bei dir wir auch nach dem fünfzigsten Versuch immer wieder an besonders fiesen Stellen ins Leere stürzen und dabei aus vollem Herzen fluchen, fallen die fehlenden Frames überhaupt nicht auf. Gesteuert wird mit den Joy-Cons, die auch als in geteilter Variante durchaus für einige Runden taugen, mit einem zusätzlich erhältlichen Lenkrad, in dem die Joy-Cons eingelegt werden oder - und das ist als Sofa-Raser nur zu empfehlen - mit dem Pro-Controller. Wenn ihr aber keine Lust habt in der Bude zu hocken, spielt die Switch ihr mobilen Fähigkeiten voll aus. Das haben wir bei einem kleinen Betriebsausflug in ein nahes Kaffeehaus natürlich direkt einmal ausprobiert. Und sind fast aus dem Laden geflogen.
FREUNDE FINDEN LEICHT GEMACHT
Für unser Spontanturnier bei Kaffee und Kuchen haben wir uns jeweils mit einer Switch ausgerüstet. Das ist natürlich der Idealfall, aber bei vier Leuten reichen im Prinzip auch zwei Konsolen, werden halt die Joy-Cons brüderlich (oder schwesterlich) geteilt. Wie von Nintendo gewohnt, erweist sich der Einstieg in die Multiplayer-Matches als denkbar einfach. Ein Spieler öffnet Ad-hoc einen Spielraum, alle in der Umgebung befindlichen Switch-Inhaber treten bei und schon geht es los. Prinzipiell sind so Massen-Matches von bis zu 24 Kartern möglich. Es wird dabei keine Onlineverbindung benötigt und es gab bei einem Dutzend Testläufen nicht einmal ein Problem mit der Verbindung. Solange die Akku-Ladung hält, bei uns etwas über zwei Stunden intensivem Spielens, steht dem schwer kompetitiven Rangeln um die ersten Plätze technisch nichts im Wege. Ruck-zuck wird der Modus ausgewählt, eine Strecke entweder zufällig oder per Mehrheit bestimmt, ein Fahrer, Kart und Zubehör, wie die Form der Flügel, angeklickt und keine zwei Minuten später wird aus der einst so gesitteten Runde erwachsener Männer eine wild fluchende, schreiende und irre auflachende Gruppe Mario-Kart-Jünger, die die irritierten, teils leicht genervten, Blicke der anderen Gäste auf sich zog. Aber was kümmert es uns? Wir sind im Rennfieber und ob es auf den altbekannten Standardstrecken oder den Pisten aus den Erweiterungen The Legend of Zelda und Animal Crossing zur Sache ging, wir haben uns einfach nicht stören lassen. BEST-OF BATTLES
Während die Pokal-Strecken eher Altbekanntes bieten, gibt es bei den Battles im Schlacht-Modus einen gelungenen Mix aus angepassten Arenakämpfen und Spielmodi, die sozusagen ein Best-of aus über zwanzig Jahren "Mario Kart" darstellen. Der Insignien-Diebstahl aus "Mario Kart: Double Dash" beispielsweise, bei dem es darum geht ein Wappen an sich zu nehmen und dieses insgesamt 20 Sekunden in seinem Besitz zu halten. Klingt einfach, ist es aber beileibe nicht. Denn die wilde Hatz auf den Insignien-Besitzer erfordert genaue Kenntnis der Strecke, nur wenn jede Abkürzung, jeder Sprung und jede Kurve sitzt, kann man den Jäger entkommen. Mit dabei sind auch die Münzjagd aus "Mario Kart Wii", die Ballonschlacht, diesmal aber mit fünf Startballons, der Bob-omb-Wurf und ein Modus Räuber und Gendarm, bei dem zwei Teams gegeneinander antreten und sich wilde Verfolgungsjagden leisten. Gelungen: Auch nach der hundertsten Partie finden sich immer wieder hübsche Details und unentdeckte Abzweigungen in den schick gestylten Arenen.
FAZIT
Ehrlich, ich war kurz geneigt ohne mit der Wimper zu zucken die Höchstwertung zu vergeben. Die aufgebohrte Switch-Version von "Mario Kart 8" hat mich in Bezug auf Umfang, Präsentation und kinderleichter Koop-Einrichtung einfach überzeugt. Über den gewohnt genialen Spielspass, der sich bei kompetititven Massen-Matches erst so richtig entfaltet und aus einem gestandenen Redaktor einen fluchenden und schwitzenden Mario Kart-Jünger macht, brauche ich an der Stelle nicht weiter zu diskutieren. Das hat schon 1993 auf dem Super Nintendo funktioniert, das funktioniert auch bald 25 Jahre später so frisch und fröhlich wie eh und je. Warum es dann doch "nur" durch die Bank 95% wurden, erklärt sich durch ein einziges Manko: Es gibt keine neuen Switch-exklusiven Strecken. Aber die könnten ja per Zusatzinhalt durchaus noch nachgeliefert werden. Mich würde es freuen.



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