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05.10.2012, 05:19 Uhr
Die besten Karten-Alternativen fürs iPhone
Die neue Karten-App von iOS stösst bei vielen iPhone-Nutzern auf Ablehnung. Dabei herrscht an Konkurrenz kein Mangel. Wir haben vier Alternativen getestet.
Seit iOS 6 bündelt Apple sein mobiles Betriebssystem nicht mehr mit Google Maps, sondern mit einer eigenen App – wobei das Kartenmaterial von TomTom und anderen Firmen zugeliefert wird. Allerdings kämpft die «Lösung» mit zahlreichen Problemen, die dazu führen, dass viele Anwender den gezeigten Routen und Ansichten nicht mehr trauen wollen.
Doch zum Glück gibt es verschiedene potente Alternativen in allen Preisklassen, die in diese Bresche springen. Das Spektrum reicht vom einfachen Google-Maps-Ersatz bis hin zur ausgewachsenen Navigationslösung mit weltweitem Kartenmaterial.
Zuvor gilt es jedoch die Frage zu klären, wo das Kartenmaterial gespeichert werden soll. Bei einigen Lösungen wird es im iPhone gespeichert, bei anderen wird es laufend aus dem Internet abgerufen. Beide Verfahren haben ihre Vor- und Nachteile.
Karten aus dem Internet
Internet-basierte Karten. Wenn die Karten kontinuierlich aus dem Internet geladen werden, dann belastet dieser Download das Datenkontingent des Mobilfunkabos. Ausserdem muss zuerst einmal eine Verbindung bestehen, was in abgelegenen Gegenden zu einem Problem werden kann. Die übertragenen Datenmengen sind zwar relativ bescheiden, doch aufgrund der horrenden Roaming-Kosten fällt diese Variante im Ausland weg. Kurz, für Vielreisende (wie zum Beispiel Aussendienstmitarbeiter) und Globetrotter fällt diese Lösung weg.
Karten aus dem Internet haben jedoch auch ihre Vorteile. So wird ständig das neuste Kartenmaterial verwendet, ohne dass man eine Update-Prozedur über sich ergehen lassen muss. Ausserdem belegen die Karten im Gerät keinen Speicherplatz, während etwa die TomTom-App für Westeuropa satte 1,65 GB auf die Waage bringt. Internet-basierte Kartendienste sind die bessere Wahl für all jene, die nur in der Schweiz und nur sporadisch auf einen solchen Dienst angewiesen sind.
Karten im Gerät
Sobald die Karten im Gerät gespeichert werden, fällt die Notwendigkeit einer Internetverbindung weg – und damit auch die Roaming-Kosten, wenn man im Ausland unterwegs ist. Es entstehen keine Ladezeiten, wenn ein neues Kartensegment benötigt wird und die Internetverbindung spielt keine Rolle. Vor allem aber werden solche Navigationslösungen meistens mit vielen Zusatzfunktionen angeboten und lassen kaum Wünsche offen.
Diese Lösungen kosten aber auch mehr. Die Preise sind zwar in den letzten Jahren kontinuierlich gefallen, und wenn man sie mit denen für die ersten dedizierten Geräte vergleicht, wirken sie fast schon surreal tief. Wer täglich auf Reisen geht, wird darüber keinen Moment lang nachdenken; wer sich hingegen nur selten navigieren lässt, sträubt sich wahrscheinlich gegen diese Auslagen.
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TomTom
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Die Navigationsgeräte von TomTom gehören zu den Klassikern der Branche, und die iPhone-App wirkt ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten. Die niederländische Firma bietet nicht weniger als 21 verschiedene Apps mit Kartenzusammenstellungen an. DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) kostet zum Beispiel 65 Franken, ganz Westeuropa 120 Franken. Für die USA und Kanada werden noch einmal 60 Franken fällig, und so weiter.
Die Sprachausgabe erfolgt wahlweise über sehr gelungene digitale Stimmen, die in der Lage sind, Strassennamen vorzulesen. Die menschlichen Stimmen bieten eine noch bessere Qualität, sind allerdings nicht in der Lage, Strassennamen vorzulesen. Und weil wir gerade bei den Strassennamen sind: Seit dem ersten Tag liefert TomTom mit jedem App-Update auch die neusten Karten mit – kostenlos.
Was die Ergonomie betrifft, hinterlässt die App einen gemischten Eindruck. Die Darstellung auf dem Display wirkt zwar ein wenig altbacken, vor allem im Vergleich mit der Navigon-Lösung. Allerdings lässt sich die Karte hervorragend interpretieren, während Navigon dem Informations-Overkill verfällt: Zu viele angezeigte Strassen versperren die Sicht auf die wichtigen Dinge, also auf die unmittelbare Navigation.
Weniger gut gelöst ist die Struktur der Menüs. Wie kann man bloss den Zugriff auf das integrierte Adressbuch in einem Untermenü verstecken? Zusammen mit den Facebook-Freunden, die gerade eingecheckt sind? Leider lässt sich im Hauptmenü nur die Reihenfolge der Einträge ändern, aber nicht die Einträge selbst.
Fazit: Abgesehen von der etwas wirren Menüstruktur liefert TomTom eine hervorragende Arbeit ab. Besonders gut gefallen die ergonomische Ansicht und die gelungenen Computerstimmen.
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Navigon
Navigon
Die App von Navigon gilt als Erzfeind von TomTom. Die Oberfläche wirkt moderner, abgesehen von der erwähnten Strassenüberdosis während der Navigation. Während die TomTom-App für Europa satte 1,65 GB wiegt, bringt es Navigon gerade einmal auf 40 MB. Dabei handelt es sich jedoch nur um die App selbst; das Kartenmaterial wird nachträglich heruntergeladen, für jedes Land einzeln und ohne weitere Kosten.
Die App besticht durch zahlreiche Einstellmöglichkeiten, die ausserdem sehr übersichtlich angeordnet sind. Die wichtigsten Einstellungen lassen sich direkt am unteren Displayrand anordnen. Ein besonderes Highlight für die Fussgängernavigation ist der «Augmented Reality Scanner»: Wird das iPhone durch die Gegend geschwenkt, blendet die App auf dem Display automatisch die «Points of Interest» (POIs) in der Nähe ein, zusammen mit der Distanzangabe.
Fazit: Die Darstellung der Karten präsentiert sich nicht so übersichtlich wie bei TomTom; stattdessen punktet Navigon mit Design, einer besseren Menüstruktur und einem grösseren Funktionsumfang.
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GPS Navigation 2
GPS Navigation 2
Die App GPS Navigation 2 von Skobbler zeigt einen sehr interessanten Ansatz für dieses vielschichtige Thema. Die App kostet gerade einmal 2 Franken. Nach der Erstinstallation der Stimmen kann es bereits losgehen. Skobbler bezieht seine Daten von OpenStreetMap und sieht Google Maps sehr ähnlich. Auf Wunsch zeigt der Kompass, in welche Richtung man blickt, sodass sich die App ideal für die Fussgängernavigation eignet. In einem Punkt unterliegt die App Google Maps jedoch deutlich: Die Strassen werden zwar angezeigt, die Strassennamen fehlen jedoch in vielen Fällen.
Ob die Karten aus dem Internet geladen oder im Gerät gespeichert werden, bleibt dem Anwender überlassen. Die Navigation via Internet ist kostenlos, die Preise für den Download sind jedoch äusserst moderat: Ein Land kostet 4 Franken, ein Kontinent 8 Franken und die ganze Welt gibt es für 12 Franken. Ebenfalls mit an Bord ist ein Radarwarner, wie er in der Schweiz eigentlich verboten ist. Auch TomTom und Navigon bieten eine solche Einrichtung, die jedoch automatisch deaktiviert werden, sobald man Schweizer Boden betritt.
Fazit: GPS Navigation 2 wirkt längst nicht so aufgeräumt und professionell wie TomTom und Navigon. Allerdings bietet die App ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis und eignet sich perfekt für Fussgänger und Personen, die nur selten darauf angewiesen sind.
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Karten+
Karten+
In einem Satz gesagt: Karten+ bringt Google Maps zurück aufs iPhone – und damit wahrscheinlich die besten Karten, die man aus dem Internet abrufen kann. Der Download ist kostenlos und bietet eine einfach Streckenplanung zwischen zwei Punkten. Neben der Autonavigation wird auch die Reise zu Fuss oder auf dem Velo unterstützt. Die Ansicht kann zwischen der Kartendarstellung, den Satellitenaufnahmen oder einer Mischung aus beiden gewechselt werden.
Karten+ bietet keine 3D-Darstellung der Umgebung, wodurch es sich deutlich von den anderen Navigationslösungen unterscheidet – und das nicht zu seinem Vorteil. Am meisten vermisst wird jedoch die Unterstützung des Kompasses, sodass man als Fussgänger nie genau weiss, in welche Richtung man blickt.
Durch den In-App-Kauf lassen sich für 3 Franken einige Restriktionen aufheben. Anschliessend lassen sich bei der Routenplanung mehrere Wegpunkte setzen, Strecken im GPX-Format exportieren und dergleichen mehr.
Fazit: Karten+ bietet nicht den ganzen Umfang der Karten-App unter iOS 5. Doch wer auf den In-App-Kauf verzichten kann, holt sich Google Maps kostenlos und in Form einer App auf das iPhone zurück.
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Extras kosten extra
Extras kosten extra
Wenn Sie sich für die Lösungen von TomTom und Navigon interessieren, lohnt es sich, vor dem Kauf die Bedürfnisse genau abzuklären. Dabei zählen nicht nur die Funktionen, die im Lieferumfang bereits enthalten sind, sondern auch die Extras, die sich über In-App-Käufe hinzufügen lassen.
So sind bei TomTom regelmässige Karten-Updates kostenlos, bei Navigon bezahlt man dafür einmalig 37 Franken. Live-Verkehrsmeldungen und Stauwarnungen müssen bei beiden hinzugekauft werden.
Und dann gibt es auch noch die Alleinstellungsmerkmale von Navigon: Nur diese App bietet zum Beispiel eine «Truck- und Wohnmobil-Navigation». Diese achtet darauf, dass Brücken nicht zu niedrig, Strassen nicht zu steil und Kurven nicht zu eng sind. Wer mit schweren Brummern unterwegs ist, wird hier sofort zugreifen, auch wenn sich Navigon dieses Extra mit 100 Franken vergüten lässt. Abgesehen von den Live-Verkehrsmeldungen findet man bei der TomTom-App lediglich ein paar alternative Stimmen aus dem Star-Wars-Universum.
14.12.2012
15.12.2012