News 12.06.2015, 10:45 Uhr

Viel Wirbel um die Domain-Endung .sucks

Markeninhaber fühlen sich von einer neuen Domain-Endung erpresst. Die Internetregulierungsbehörde sucht um Rat - Betreiber und Trolle freuen sich jetzt schon.
Wer zum Beispiel Koriander nicht mag, kann sich in wenigen Tagen eine Namensendung für eine Webseite kaufen, die sagt: «Koriander ist nicht gut». Das Spiel kann man jeden Monat mit anderen Objekten weitertreiben, indem man einfach wieder 250 US-Dollar zahlt.
Nach und nach werden im Internet neue Domain-Endungen freigeschaltet. Eine davon sorgt schon seit Monaten für Gesprächsstoff: die Endung .sucks. Wer ein wenig Englisch versteht oder den Ausdruck «it sucks» schon des Öfteren vernommen hat, kann sich die Bedeutung und die Konsequenz der Endung bei aufgeschalteten Firmenwebseiten ungefähr zusammenreimen. Im Kontext zu vorangestellten Substantiven bedeutet (it) sucks nicht etwa «es saugt», sondern schlicht (es) macht keinen Spass oder (es) nervt.

Hohe Jahresgebühren für Unternehmen

Noch bevor überhaupt Privatpersonen (am 21. Juni) die Domain für 249 US-Dollar im Jahr registrieren konnten, stand die Endung zwischen April und Juni nur Markeninhabern für 2500 US-Dollar offen. Vertreter der Unternehmen und der Handelsbranche befürchten, die .sucks-Domain werde vor allem dazu dienen, mit Beleidigungen über Firmen und Marken herzuziehen, um diese gezielt zu schröpfen und Profit daraus zu schlagen.

«Ganz neue Möglichkeiten des Marketings»

Der Chef des .sucks-Betreibers, John Berard, will indes den Unmut nicht ganz verstehen. Die Webseite des Betreibers deklariert die Domain als «wie geschaffen für Konsumenten, die ihre Stimme abgeben wollen». Letztlich unterstütze sie auch Konzerne darin, den Wert der Kritik richtig einzuordnen. In einem Telefoninterview mit der Marketingzeitschrift «Marketing Land» soll sich der CEO von Vox Populi mehrmals in jenem Punkt wiederholt haben, wonach sich durch diese Art von Wechselwirkung zwischen Markt und Konsumenten ganz «neue Marketingchancen» eröffnen würden.

Regulierungsbehörde Icann sucht um Rat

Nachdem die .sucks-Domain schon von der Internetregulierungsbehörde Icann abgesegnet war, haben juristische Firmenvertreter zahlreiche Beschwerden eingereicht: Unternehmen fühlen sich erpresst und glauben, Vox Populi agiere «unerlaubt und räuberisch». Ein Anwalt von Adobe hat in einem Beschwerdebrief dargelegt, dass Webseitenbetreiber quasi schon defensiv die Gebühr zur Registrierung zahlen müssten, um Webseitentrollen vorzubeugen.

US-Handelskommission beobachtet

Inzwischen hat die Icann die US-amerikanische Behörde Federal Trade Commission (FTC) angefragt, ob sie das «räuberische, ausbeuterische und auf Zwang beruhende» Preismodell für juristisch bedenklich halte. Zur Antwort gab die FTC lediglich, dass man das Geschäftsmodell von Vox Populi für bedenklich halte, man sich aber derzeit zu einer juristischen Einordnung noch nicht zu äussern vermag.

Autor(in) Simon Gröflin



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