Apple Pay, Twint: Schweizer lassen ihr Bargeld nicht gerne zuhause
Wettbewerb im eigenen Haus
Während das gemeinsame Twint 2.0 weiterhin auf sich warten lässt, schafft sich einer der Hauptunterstützer Konkurrenz im eigenen Haus: PostFinance will in Kürze eine elektronische Version der PostFinance Card lancieren. Sie soll für das Bezahlen mit dem Handy verwendet werden können. Auf der Android-Plattform will PostFinance auf NFC setzen – im Unterschied zu Twint, wo nur Bluetooth und QR-Codes unterstützt werden sollen.
PostFinance-Manager David Kauer sieht in der zusätzlichen Payment-Lösung weder eine Konkurrenz zu Twint noch zu Apple Pay. Die Wettbewerber-Systeme würden die Affinität des Marktes für Mobile Payment erhöhen. So könnten sowohl die elektronische PostFinance Card als auch Twint schneller eingeführt werden und würden mehr Zuspruch erhalten.
Twint positioniert PostFinance hauptsächlich als Marketinginstrument. Mit Funktionen für Rabatt- und Werbekampagnen soll den Nutzern der Mehrwert des Mobile Payments aufgezeigt werden. Wenn die Verbraucher beispielsweise 20 Prozent sparen könnten, würden sie Twint wahrscheinlich erlauben, ihre Bezahlinformationen zu verwenden, sagt der Manager. So könnte kompensiert werden, dass sich die Partner Coop, Migros und Valora weigern, Daten der Bezahlvorgänge weiterzugeben.
Apple sperrt, Banken auch
Für Komplexität im Mobile Payment sorgt die Tatsache, dass Apple den Anbietern von Bezahl-Apps den Zugriff auf die NFC-Schnittstelle verweigere. Twint und andere müssen sich deshalb einen anderen Mechanismus ausdenken, um das Bezahlen an der Ladenkasse komfortabel zu gestalten. PostFinance, Six & Co. setzen bei Twint auf QR-Codes und Bluetooth – letzteres allerdings wohl hauptsächlich wegen der getätigten Investitionen des Handels in die «grünen Akzeptanzpilze». Alle Markteilnehmer sind sich indes einig, dass NFC eigentlich die Technologie der Wahl ist. Sollte Apple die Schnittstelle freigeben, wird vermutlich auch Twint wechseln – und noch mehr Zeit gegenüber Apple Pay & Co. verlieren.
Um Apple den Markteintritt hierzulande so schwer wie möglich zu machen, haben diverse Schweizer Banken dem US-Konzern die Unterstützung versagt. Unterdessen bröckelt die Front zwar leicht (Graubündner Kantonalbank kooperiert, PostFinance überlegt), der Widerstand hält aber noch. Wenn – wie es Schweizer Finanzkreisen immer wieder kolportieren – Apple tatsächlich «nur» ein Marktbereiter ist, sollten die Banken die Blockade aufgeben. Sonst wird sich der Verbraucher frustriert abwenden. Damit ist dann niemandem geholfen.
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