Tests
18.10.2013, 07:00 Uhr
Sony SmartWatch 2 im Test
Noch vor der Samsung Galaxy Gear bringt Sony bereits die zweite Generation seiner SmartWatch auf den Markt. Wir haben untersucht, wie sinnvoll Sony das Prinzip der schlauen Computeruhr umgesetzt hat.
Als Samsung seine erste SmartWatch namens Galaxy Gear (den Test dazu lesen Sie ebenfalls bald auf PCtipp.ch) ankündigte, war die Resonanz in den Medien gross. Dabei hat Sony bereits seit rund einem Jahr eine schlaue Uhr im Sortiment, die sich mit dem Smartphone verbindet und so als eine Art Fernbedienung dafür dient. Und nun schicken die Japaner mit der SmartWatch 2 bereits die zweite Generation ins Rennen, noch bevor Samsungs Computeruhr überhaupt auf dem Markt ist.
Einfache Einrichtung
Am Konzept hält Sony bei der SmartWatch 2 fest: Die Uhr verbindet sich über Bluetooth mit dem Smartphone und zeigt dann Benachrichtigungen über neue E-Mails, SMS oder eingehende Anrufe an. Doch beginnen wir von vorne: Zuerst müssen Uhr und Smartphone miteinander verbunden werden. Dazu muss auf dem Smartphone – Modell und Hersteller spielen übrigens keine Rolle, die SmartWatch 2 funktioniert grundsätzlich mit jedem Android-Smartphone ab Version 4.0 – zuerst die App «Smart Connect» installiert werden (auf Sony-Smartphones ist diese bereits vorinstalliert). Wer die deutschsprachige Schnellstartanleitung zu Hilfe zieht, wird womöglich etwas länger haben, denn dort ist von einer App namens «Smart-Kontakt» die Rede, die allerdings nicht existiert.
Sony SmartWatch 2: Über 100 Apps stehen bereits zur Verfügung, darunter auch einige Widgets
Ist die App installiert, können wir uns via Bluetooth mit der Uhr verbinden. Anschliessend wird automatisch noch eine weitere App installiert, die für die Verbindung nötig ist. Alternativ zur manuellen Einrichtung kann die SmartWatch 2 auch einfach an ein NFC-fähiges Smartphone gehalten werden – dann wird man automatisch zu den benötigten Apps im Play Store gelotst, was die Einrichtung etwas beschleunigt.
Ohne Apps geht nichts
Ist man mit der Uhr verbunden, können wie erwähnt zahlreiche Smartphone-Funktionen ferngesteuert werden. Allerdings nur, wenn man die entsprechenden Apps installiert – denn standardmässig kann die Uhr ausser dem Anzeigen von Uhrzeit, Wecker, Timer und «Taschenlampe» (hierbei leuchtet einfach das Display weiss) gar nichts. Das hat uns erst einmal etwas irritiert – Funktionen wie die Steuerung der Musikwiedergabe auf dem Smartphone hätten wir uns schon standardmässig gewünscht.
Nun denn – dann müssen halt zuerst einige Apps installiert werden. Dies geschieht bequem über die Smart-Connect-App. Hier können wir sämtliche für die SmartWatch 2 verfügbaren Apps durchsuchen – zum Testzeitpunkt waren es bereits etwas über 100. Viele davon sind allerdings kostenpflichtig. Immerhin, die wichtigsten Funktionen gibts gratis: die erwähnte Musiksteuerung, Apps für Anrufe, SMS, E-Mails, Twitter, Facebook oder den Kalender. Sony hats aber mit der App-isierung schon etwas übertrieben: So gibt es etwa eine App, um Anrufe zu tätigen oder entgegenzunehmen und eine weitere separate App, um verpasste Anrufe anzuzeigen.
Sobald eine App vom Smartphone aus installiert wurde, erscheint sie sofort auf dem Hauptbildschirm der SmartWatch. Zu diesem gelangen wir übrigens, indem wir entweder den Knopf auf der Seite der Uhr zweimal drücken oder ihn einmal drücken und anschliessend den Home-Button unterhalb des Displays antippen. Das ist etwas umständlich – einmal drücken hätte es auch getan. Der Hauptbildschirm ist nichts anderes als eine Ansammlung von App-Verknüpfungen, durch die wir seitlich scrollen können. Drücken wir auf eine App, wird diese gestartet. Wie von Android gewohnt stehen neben dem Home-Button noch ein Zurück-Button sowie ein Menü-Button bereit, die bei der Navigation helfen.
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Das Smartphone bleibt in der Tasche
Das Smartphone bleibt in der Tasche
Die von uns getesteten Apps funktionierten gut. Beispielsweise zeigt die Gmail-App das Postfach des auf dem Smartphone eingerichteten Gmail-Kontos an. Die E-Mails können geöffnet und gelesen werden – allerdings nur die ersten paar Dutzend Zeichen. Doch das reicht, um zu wissen, worums in der E-Mail geht, und das ist ja auch Sinn und Zweck der SmartWatch 2: Man soll sich die Zeit sparen, extra das Smartphone hervorzukramen, um zu wissen, wieso es soeben in der Hosentasche vibriert hat.
Dasselbe Prinzip gilt auch für SMS. Hier können wir sogar auf Nachrichten antworten, allerdings nur mit vordefinierten Vorlagen, die sich immerhin via Smart-Connect-App bearbeiten lassen. Es steht sogar eine eigene App für WhatsApp-Benachrichtigungen bereit, die kostet aber 1 Franken. Bekommt man eine neue E-Mail oder SMS, vibriert die Uhr und die Benachrichtigung wird gross auf dem Display angezeigt – praktisch! Durch Antippen der Benachrichtigung gelangen wir direkt zur Nachricht. Und sogar die von Android bekannte Benachrichtigungsleiste existiert auf der Uhr und wird wie gewohnt durch ein Wischen vom oberen Bildrand nach unten aufgerufen, zeigt aber maximal drei Benachrichtigungen an.
Gut funktioniert hat auch die Musik-App. Damit steuern wir die Wiedergabe des System-Musikplayers oder von Google Music auf dem Smartphone. Sogar die Album-Cover werden auf der SmartWatch angezeigt. Gerade bei komplexeren Apps wie der Musiksteuerung gerät die Uhr aber schon mal ein Bisschen ins Stocken, die Bedienung wirkt teils etwas träge. Schade ist zudem, dass z.B. für die Musiksteuerung keine «Lockscreen-Widgets» gibt. Um also zum nächsten Lied zu wechseln, muss man erst den Bildschirm der Uhr entsperren (wir erinnern uns, durch zweimaliges Drücken), dann die Musik-App öffnen und erst dann lässt sich die Wiedergabe steuern.
Wie erwähnt lassen sich mit der Sony-Uhr auch Anrufe tätigen, entgegennehmen oder ablehnen, was ebenfalls gut klappte. Zum Entgegennehmen muss allerdings ein drahtloses Headset angeschlossen sein. Das macht Sinn, ansonsten muss man schliesslich ohnehin zum Smartphone greifen zum Telefonieren.
Das Display setzt Grenzen
Das 1,6 Zoll kleine Display der SmartWatch 2 ist ausreichend gross und hochauflösend, um die beschriebenen Aufgaben zu bewältigen. Dennoch setzen die geringe Grösse und die Auflösung von 220 x 176 Pixeln – beides immerhin Verbesserungen gegenüber der ersten SmartWatch von Sony – den Möglichkeiten Grenzen. Es gibt zwar auch komplexere Apps wie etwa ein BlackJack- oder gar ein Solitaire-Spiel oder einen richtigen kleinen Webbrowser für die Computeruhr, doch hier leidet dann die Bedienung stark unter den winzigen Schaltflächen und der geringen Auflösung. Zudem reagiert der Touchscreen auch nicht immer präzise und zuverlässig. Für solche Anwendungen wurde die SmartWatch aber auch nicht konzipiert, weshalb dies zu verschmerzen ist.
Dennoch sind der Kreativität der Entwickler – da die SmartWatch 2 auf Android basiert, kann jeder eigene Anwendungen dafür entwickeln – kaum Grenzen gesetzt. Es gibt z.B. auch eine App, mit der man die Kamera des Smartphones fernsteuern kann oder eine Bildergalerie, über die man die auf dem Smartphone gespeicherten Fotos betrachten kann.
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Ich bin auch eine Uhr, Fazit
Ich bin auch eine … Uhr
Trägt man die Uhr passiv am Handgelenk, lässt sich wie bei einer gewöhnlichen Uhr die Zeit ablesen. Es stehen verschiedene digitale und analoge Anzeigen zur Verfügung, weitere können heruntergeladen werden. Die Uhrzeit ist auch bei Sonneneinstrahlung noch gut ablesbar, da Sony ein sogenanntes transreflektives LCD-Display verbaut hat.
Optisch macht die SmartWatch 2 eine recht gute Falle. Da Display und Gehäuse relativ klein und leicht sind und Letzteres in elegantem Schwarz mit silbernen Rahmen gehalten ist, outet man sich nicht zwingend auf den ersten Blick als Nerd. Auch das mitgelieferte Armband – wahlweise aus rostfreiem, schwarzem Stahl oder Silikon – sieht hübsch aus. Allerdings ist das mitgelieferte Stahlarmband ziemlich gross und passt damit nicht auf schlanke Handgelenke. Das Armband lässt sich immerhin durch ein beliebiges 24-mm-Band ersetzen. Dennoch ist das Silikonarmband wohl die bessere Wahl, denn dieses lässt sich auch in der Grösse verstellen.
Ein wichtiges Kriterium für SmartWatches ist die Akku-Laufzeit. Hier zeigt sich Sonys neuster Wurf recht ausdauernd. Nach einem Arbeitstag mit viel Herumspielen und der Installation von zahlreichen Apps war der Akku immer noch zu mindestens zwei Dritteln gefüllt. Zwei bis drei Tage sollten also unter normalen Bedingungen locker drinliegen, auch die offiziell angegebenen drei bis vier Tage sollten machbar sein. Mehr hat in unserem Test der Akku des verbundenen Smartphones gelitten, die permanente Bluetooth-Verbindung fordert hier ihren Tribut.
Fazit: Die SmartWatch 2 sieht schick aus und entpuppt sich als nützliche Ergänzung zum Smartphone. Sie macht das ständige Hervorkramen des Smartphones, nur um die Uhrzeit zu lesen, eine eingegangene E-Mail zu prüfen oder die Musikwiedergabe zu steuern, überflüssig. Die Bedienung könnte allerdings noch etwas flüssiger sein. Das Konzept mit den Apps ist zwar gut, aber einige Standardfunktionen könnte Sony durchaus auch vorinstallieren.
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