Tests 27.01.2012, 09:45 Uhr

Test: GoPro HD Hero2

Die Actionkamera lässt sich praktisch überall montieren und ermöglicht so spektakuläre Aufnahmen. Das macht so viel Spass, dass man über kleinere Schwächen grosszügig hinwegsieht.
Grössenvergleich mit Spiegelreflexkamera
Die GoPro HD Hero2 ist eine Kamera, die sich dank ihren winzigen Abmessungen und dem mitgelieferten Zubehör fast überall montieren lässt. Als Actionkamera kommt sie vor allem dort zum Einsatz, wo konventionelle Geräte nicht mehr brauchbar sind.
Actionkamera im Weltall
Das kann man ziemlich auf die Spitze treiben, wie einige sehr spezielle Videos beweisen. So wurden zwei GoPro-Kameras mit Ballonen kurzerhand an die Grenze zum Weltall befördert – und lieferten eindrückliche Bilder. In diesem Experiment wurde die Kamera einer Gruppe von Haien präsentiert, die natürlich nichts besseres wussten, als danach zu schnappen. Dadurch konnten kurzzeitig Aufnahmen aus dem Inneren eines Haifischmauls gemacht werden. Und noch ein ausgefallenes Beispiel: Ein Youtube-User hat seine mit einem GPS ausgestattete GoPro mehrere Male von einer Möve entwenden lassen, hier das beste Resultat.
Aber man muss nicht unbedingt verrückt oder Extremsportler sein, um mit dieser Kamera spannende Dinge anzustellen. Das Testvideo unten auf der Seite zeigt ein paar simple Dinge, die jeder mit dieser Kamera produzieren kann: Zeitraffer an Verkehrsknotenpunkt, Zeitlupe beim Hochwerfen der Kamera, Händewaschen aus Abflussperspektive und ein Ausschnitt einer Velofahrt.

Fähigkeiten

Die GoPro HD Hero2 kann sowohl Fotos als auch Videos in verschiedenen Auflösungen erzeugen, bei Videos auch solche mit bis zu 120 Frames pro Sekunde. Videos lassen sich bis und mit Full HD aufnehmen, bei Fotos beträgt die höchste Auflösung 11 Megapixel. Das Objektiv deckt einen ultraweiten Winkel von 170 Grad ab und hat dadurch eine starke Verzeichnung (Fischaugen-Effekt). Der Bildausschnitt ist aber rechteckig, nicht rund.
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Testvideo: Aufnahmen, die jeder machen kann

Montage und Zubehör

Montage und Zubehör

Beispiel einer Montage mit einem Zwischenstück, das die Kamera um 90 Grad dreht
Die Kamera wird in verschiedenen Kits angeboten, die sich im Zubehör unterscheiden. Das Zubehör ist massgebend für die Einsatzmöglichkeiten, es bestimmt, wo und wie die Kamera montiert werden kann. Das hier getestete Outdoor-Kit umfasst ein wasserdichtes Gehäuse sowie eine Kopfhalterung, Helmhalterung, Klebehalterungen für flache und gebogene Oberflächen, Adapter zur 90-Grad-Montage und eine zweite Gehäuserückwand, die offen ist (dies soll bei Geschwindigkeiten über 160 km/h einen besseren Sound geben). Die Motorsport-Edition (nicht getestet) bietet einen grossen, kräftigen Saugnapf. Zusätzlich existiert ein beachtliches Arsenal an Spezialzubehör, etwa ein Adapter für ein Stativ, ein kabelloses Mikrofon oder Extras für die speziellen Bedürfnisse der Unterwasserfotografie.
Im Kameramenü lässt sich einstellen, welche Seite oben ist. So lässt sich die Kamera auch kopfüber montieren. Das ist zum Beispiel nötig, wenn man das Gehäuse an einer Stange festbindet. Die Aufnahme erfolgt dann um 180 Grad gedreht, und auch das LCD dreht seine Anzeige.
Da die Kamera keine Bildkontrolle hat, weiss man erst im Nachhinein, ob der Bildausschnitt richtig war. Das Weitwinkelobjektiv erfasst aber einen dermassen grossen Ausschnitt, dass das in der Regel kein Problem darstellt. Bei Bedarf kann auch ein engerer Winkel gewählt werden.
Livebild am TV: Der Mini-HDMI-Anschluss braucht einen Adapter, um ein gewöhnliches HDMI-Kabel zu benutzen
Wer unbedingt einen Live-Bildschirm braucht, kann die Kamera entweder per HDMI mit einem Display oder Fernseher verbinden oder einen kleinen LCD als Zubehör kaufen. Dieser wird an den Port der GoPro angeschlossen.
Die Bedienung soll gegenüber dem Vorgänger verbessert worden sein. Aber das Gerät hat nur zwei Tasten und einen winzigen Kontroll-LCD; damit ist nicht die benutzerfreundliche Bedienung möglich, die man sich üblicherweise gewohnt ist. Immerhin lässt sich die Kamera so auch mit Handschuhen bedienen. Zudem ist jederzeit klar, ob die Kamera läuft oder nicht, denn dies wird durch eine grosse rote Leuchte vorne und kleine Lämpchen auf den Seiten signalisiert.
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Beurteilung von Video, Foto und Sound

Videos

Auf der Testfahrt beschlug sich das Gehäuse trotz Minustemperaturen nicht. Die Bildqualität der Videos ist absolut in Ordnung - andere Actionkameras bleiben da teilweise weit zurück. Einen optischen Bildstabilisator hat die Kamera nicht, aber in diesem Fall übernahm der Hals des Velofahrers diese Funktion. Im Gegensatz zu den Fotos fiel uns beim Video das Bildrauschen weniger auf. Die Kamera liefert auch bei wenig Licht Clips in akzeptabler Qualität.

Fotos

Fotos mit Fischaugeneffekt
Mit der GoPro HD Hero2 kann man auch Fotos schiessen, was wegen des Fischaugeneffekts (Kleinbild-Brennweite 16 mm) einen gewissen Reiz hat. Trotz der 11 Megapixel Auflösung darf man von der Bildqualität keine Wunder erwarten. Auch bei Sonnenlicht kamen unsere Testaufnahmen kaum über das Niveau einer guten Handykamera hinaus. Für das Betrachten am Bildschirm jedoch reicht es allemal.
Für die Fotofreaks: Die Kamera fotografiert mit einer festen Blende von f/2,8. Die Empfindlichkeit geht zwar kaum je über 400 ISO, aber schon bei 100 ISO ist das Farbrauschen sichtbar. Bei wenig Licht verlängert die Automatik einfach die Belichtungszeit, daraus können unscharfe Bilder resultieren. Neben der mittengewichteten Belichtungsmessung unterstützt die GoPro HD Hero2 auch Spotmessung.

Ton

Der aufgezeichnete Ton ist nicht gerade hochwertig und das meiste wird vom Gehäuse ohnehin abgeschirmt. Andererseits schützt das Gehäuse vor störenden Windgeräuschen. Die Kamera hat einen externen Audioeingang, der allerdings wie alle anderen Anschlüsse im mitgelieferten Gehäuse nicht zugänglich ist. Ein Gehäuse, das auf der Seite offen ist und die entsprechenden Anschlüsse frei lässt, gibts ab etwa 70 Franken. Nicht immer jedoch braucht es das Gehäuse; nicht so etwa bei Musikaufnahmen im Proberaum einer Band; hier die GoPro zu benützen ist sinnvoll, weil dafür der Winkel konventioneller Kameras meist zu wenig weit ist.
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Zeitlupe, Zeitraffer, Akkulaufzeit, Fazit

Zeitlupe und Zeitraffer

Hochgeschwindigkeitsaufnahmen mit 120 Bildern pro Sekunde werden am PC standardmässig mit normaler Geschwindigkeit abgespielt, und nicht etwa in Zeitlupe. Um den Effekt zu sehen, muss man im Medienplayer die Geschwindigkeit verlangsamen. Die meisten Player können das; schwierig wird es, wenn man die Zeitlupe auf Youtube zeigen will. Dazu braucht man eine Software, die das Video korrekt verlangsamt, was längst nicht jeder Videoeditor kann. Bei den Hochgeschwindigkeitsaufnahmen anderer Kompaktkameras wird die Geschwindigkeit standardmässig auf Zeitlupe eingestellt - das erscheint uns wesentlich einfacher.
Auch beim Zeitraffer bietet die Kamera keine Hilfe, sprich: sie produziert nicht selbstständig eine Videodatei, sondern speichert einzelne Fotos ab. Diese müssen später am Computer zusammengesetzt werden. Es wird auch keine Software für den PC mitgeliefert; man braucht also ein Videoschnittprogramm. Das kürzeste Intervall für Zeitrafferaufnahmen beträgt eine halbe Sekunde, das längste 60 Sekunden.

Laufzeiten

Ein gut 15-minütiges Video belegt bei Standardauflösung (1280 x 960) etwa 1,5 GB. Mit der schlechtesten Qualität, die immer noch 848 x 480 Pixel beträgt, ist eine 4-GB-Speicherkarte nach etwa einer Stunde voll. Mit einer grösseren Karte könnte man also stundenlang filmen.
Aber hält der Akku das auch durch? In unserem Test hielt er über zwei Stunden. Das ist ein sehr guter Wert. Allerdings sollte man nicht unterbrechungsfrei durchfilmen, sonst wird die Datei so gross, dass sie kaum noch geöffnet und bearbeitet werden kann.
Die Kamera wird aufgeladen, indem man sie per USB mit dem Computer verbindet. Ein spezielles Ladegerät für den Akku gibt es nicht.
Fazit: Die grosse Stärke der GoPro HD Hero2 ist ihre Vielseitigkeit, welche durch optionales Zubehör noch erheblich erweitert werden kann. Bei Bild- und Tonqualität kann sie zwar mit normalen Foto- oder Videokameras nicht mithalten, das ist aber angesichts der Mini-Bauform verständlich. Unter dem Strich ist es ein Gerät, das eine Menge Spass macht.

Testergebnis

Vielseitige Montagemöglichkeit, weiter Winkel, robust, wasserdichtes Gehäuse, Akkulaufzeit
Ton- und Bildqualität sowie Bedienung nicht auf Niveau «gewöhnlicher» Kompaktkameras; Zeitlupe und Zeitraffer müssen selbst hergestellt werden

Details:  Actionkamera mit Zubehör, Full HD, 11 MPx, f/2,8, KB-Brennweite 16 mm

Preis:  ca. Fr. 300.–

Infos: 
http://de.gopro.com

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Autor(in) David Lee



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