Studioblitz für Anfänger

Porträtfotos

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Das Studioset ist aber nicht primär zum Fotografieren von Kleinkram gedacht. Dafür täte es auch ein kleines, günstiges Mini-Studio. Die Softbox streut das Licht sehr weit, so dass Ganzkörper- oder sogar Gruppenaufnahmen möglich sind. Die Softbox ist auch ideal für Porträts, da sie ein weiches Licht erzeugt und auch eher dunklere Partien noch schwach ausleuchtet.
Fotografiert man Menschen statt statische Objekte, ist man froh, wenn man schnell hintereinander Fotos schiessen kann. Jedes Blitzgerät braucht eine gewisse Zeit, bis es wieder aufgeladen ist und erneut blitzen kann. Die Multiblitz-Anlage lässt diesbezüglich wenig Wünsche offen. Zwar lässt sich die Leistung weniger stark reduzieren als bei einem Aufsteckblitz; darum ist letzterer bei minimaler Blitzleistung sofort wieder aufgeladen. Multiblitz gibt dagegen die kürzeste Aufladezeit mit 0,6 Sekunden an. Bei voller Leistung ist die Studioanlage jedoch viel schneller wieder einsatzbereit. Beim Aufsteckblitz kann das bis zu 10 Sekunden dauern. Zudem gibt der Multiblitz Compact Plus deutlich hörbares Signal von sich, sobald er bereit ist. Beim Aufsteckblitz dagegen muss man auf eine Kontrolllampe schauen, was weniger praktisch ist.
Die Softbox leuchtet einen grossen Winkel aus
Auf diesem Bild ist die Aufstellung alles andere als optimal: Das Licht von oben wirft zum Beispiel einen Schatten unter die Nase. Auch an der Wand sind Schatten vom Blitz zu sehen, die jedoch dank der Softbox sehr weich sind.
Durch einen zweiten seitlichen Blitz verschwindet der Schlagschatten. Allerdings ist diese Box zu nahe am Motiv, seine Beleuchtung zu dominant.
... auch wenn man dabei auf dem Holzweg ist
Die Box kann nicht weiter entfernt werden, weil es in diesem Raum zu eng ist. Idee: Indirekt von oben blitzen. Auch nicht gerade toll, die Schatten sind wieder da. Man könnte weiter weg von der Wand stehen; wenn da Platz wäre ...
Fazit von ersten, eher hilflosen Versuchen: Es ist für einen Neuling nicht einfach, eine gute Anordnung zu finden, vor allem, wenn der Platz beschränkt ist. Ein etwa 20 Quadratmeter grosser, leerer Raum macht vieles einfacher.
Dem Set liegt ein Booklet bei, das verschiedene Aufstellungen für Porträtfotos anschaulich erklärt – eine gute Einstiegshilfe. In den meisten Fällen wird ein Blitz mit Softbox auf gleicher Höhe wie das Gesicht aufgestellt und von schräg vorne geblitzt (5-Uhr- oder 7-Uhr-Stellung von oben gesehen). So vermeidet man hässliche Schatten zum Beispiel unter der Nase, dem Kinn etc. Blitzt man von der Seite, bleibt ein Teil des Gesichts dunkel - was nicht unbedingt schlecht sein muss.
Schnell merkt man beim Durchblättern, dass man mit zwei Blitzern und Softboxen immer noch recht eingeschränkt in der Lichtgestaltung ist. Um die dunkle Gesichtshälfte aufzuhellen, müsste man auf der gegenüberliegenden Seite eine reflektierende Aufhellfläche anbringen. Einen solchen Aufheller muss man aber zuerst erwerben. Für glänzende Haare beleuchtet man mit einem zweiten Blitz von hinten aus erhöhter Position. Dieser Blitz sollte dann aber nicht mit einer Softbox, sondern mit einem sogenannten Normalreflektor ausgestattet sein. In diesem Set ist ein solcher nicht enthalten, er kostet 110 Franken. Der Normalreflektor wird auch dazu verwendet, den Hintergrund zu beleuchten, sofern man nicht möchte, dass dieser schwarz oder sehr dunkel ist.
Für Studioblitze gibt es ein riesiges Arsenal an Zubehör, und das meiste davon lässt sich nicht systemübergreifend verwenden. Eine simple Aufhellfläche kann natürlich immer eingesetzt werden, aber die Softbox beispielsweise hat ein Bajonett, das nur an Multiblitz-Systeme passt - und auch innerhalb der Marke Multiblitz gibt es neben dem hier verwendeten P-Bajonett noch das professionelle V-Bajonett. Es dürfte sehr schwierig sein, als Einsteiger beim Kauf die richtige Wahl zu treffen. Eine Beratung ist natürlich hilfreich, ersetzt aber nicht eigene Erfahrungen. Glücklich schätzen kann sich, wer Gelegenheit hat, die verschiedenen Elemente einmal selbst auszuprobieren, ohne gleich für einen Tag ein voll ausgestattetes Fotostudio mieten zu müssen.
Beleuchtet man aus der Nähe, ist die Softbox als Augenreflexion deutlich zu erkennen
Je mehr man sich mit der Anlage beschäftigt, desto mehr fallen einem Details auf. Zum Beispiel ist die Softbox selbst als Reflexion in den Augen zu sehen. Im Gegensatz zur Sonne ist diese Spiegelung viereckig, was unbewusst irritieren kann. Je nach Anordnung sind auch zwei oder gar vier Lichtreflexionen zu sehen. Die Reflexionen in den Augen werden kleiner, wenn man den Reflektor weiter entfernt. Ausserdem kann man so auch mit offener Blende fotografieren, was aus kurzer Distanz nicht möglich ist. Der Blitz ist schlichtweg zu hell und lässt sich nicht beliebig herunterschrauben.

Fazit

Es ist toll, eine Studioblitzanlage einfach mal ausprobieren zu können. Obwohl man bei der Anordnung der Elemente recht viel falsch machen kann, dürfte mit ein bis zwei Softboxen ein einfaches Porträt schnell gelingen. Doch sobald man das geschafft hat, will man mehr, nach dem Motto: wenn schon, denn schon. Das Schwierigste scheint mir deshalb die Wahl der richtigen Elemente zu sein, wenn man noch unerfahren ist.
Angesichts der Tatsache, dass heutige Vollformatkameras selbst bei sehr hoher Lichtempfindlichkeit noch gute Bidlqualität liefern, lässt sich vieles auch ohne künstliches Licht umsetzen. Eine Blitzanlage scheint mir vor allem dann sinnvoll, wenn man ganz bestimmte Vorstellungen hat, wie das Licht sein muss.

Autor(in) David Lee



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