Tipps & Tricks 03.06.2014, 12:23 Uhr

Foto-Praxis: Langzeitaufnahmen bei Tag und Nacht

Fotos mit langen Belichtungszeiten haben ihren besonderen Reiz, aber auch ihre eigenen Schwierigkeiten. In diesem Workshop sagen wir Ihnen, was Sie dafür benötigen und wie Sie vorgehen müssen.
Wir erklären in diesem Workshop die Langzeitbelichtung zuerst anhand von Nachtaufnahmen, weil dies der häufigste Fall ist. Danach gehen wir auf einige spezielle Situationen ein, darunter auch Aufnahmen bei Tag.
Im Dunkeln ist es nahe liegend, lange zu belichten. Langzeitaufnahmen eignen sich sowohl für statische Motive wie zum Beispiel beleuchtete Gebäude, als auch für Bewegungen: Jeder kennt die Lichtmalereien von Autos oder Taschenlampen. Bei sehr langen Belichtungen lassen sich auch Sternbewegungen einfangen. Ein weiteres Motiv sind Blitze.

Langzeitaufnahmen: Was braucht es?

Ein Stativ. Bei Langzeitaufnahmen verwackeln Aufnahmen aus der Hand. Stellt man die Kamera auf eine Mauer, ist man zu eingeschränkt, was den Bildausschnitt betrifft. Zumindest ein Mini-Stativ muss dabei sein.
Eine manuell einstellbare Kamera. Manches gelingt auch mit dem Nachtmotivprogramm einer 0815-Kompaktkamera ganz gut, aber grundsätzlich erfordern Langzeitaufnahmen eine manuelle Kontrolle. Einfache Kompaktknipser können in der Regel nicht länger als 30 Sekunden belichten.
Ein voller Akku (und ev. ein weiterer als Reserve). Langzeitaufnahmen benötigen sehr viel Strom. Und oft braucht man mehrere Versuche, bis das Ergebnis einigermassen stimmt. Vermeiden Sie es, dass kurz vor Ende der Belichtungszeit die Kamera ihren Dienst quittiert.
Ev. eine Taschenlampe zum manuellen Fokussieren.
Ein Fernauslöser, wenn länger als 30 Sekunden belichtet werden soll.
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Was ist zu beachten?

Langzeitaufnahmen: Was ist zu beachten?

Bildstabilisator ausschalten. Wer auf Nummer sicher gehen will, deaktiviert den Bildstabilisator beim Gebrauch eines Stativs. Nützen tut er sowieso nichts. Unter Umständen versucht er sogar, etwas zu korrigieren, was er nicht sollte, wodurch leichte Unschärfen entstehen.
Richtig fokussieren. Bei grosser Dunkelheit funktioniert der Autofokus nicht. Ist dies der Fall, können Sie den manuellen Fokus aktivieren. Möchten Sie etwas sehr weit Entferntes fotografieren (zum Beispiel den Nachthimmel), stellen Sie den Fokus einfach auf unendlich. Für näher gelegene Objekte kommt die Taschenlampe zum Einsatz (hier ist eine zweite Person sehr hilfreich). Diese beleuchtet für Sie das Objekt, während Sie den Fokus einstellen, automatisch oder manuell.
Testfoto. Auch die automatische Belichtungsmessung klappt im Dunkeln nicht richtig. Der Fotograf muss zuerst ausprobieren, welches die richtige Belichtungszeit ist. Damit man nicht bei jedem Testversuch mehrere Minuten warten muss, erstellt man die Testfotos mit kurzer Belichtungszeit, offener Blende und hohem ISO-Wert. Anschliessend rechnet man die Belichtungszeit für tiefe ISO und eventuell für einen neuen Blendenwert um. Wie das geht, lesen Sie in diesem Artikel.
Rauschreduzierung. Spiegelreflexkameras bieten in der Regel die Option zur Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung. Es handelt sich dabei nicht um die «normale» Rauschunterdrückung. Die Kamera erstellt sofort nach der Aufnahme ein Dunkelbild: Der Sensor wird gleich lange aktiviert, der Verschluss jedoch nicht geöffnet. Dadurch soll die Kamera selbst erkennen, welche Pixel gerade rauschen, und diese im Originalbild korrigieren. Das bedeutet, dass sich die Aufnahmezeit verdoppelt, wenn die Rauschreduzierung aktiv ist. Bei einer Belichtung von mehreren Minuten kann das nicht nur viel Zeit, sondern auch entscheidene Akkulaufzeit kosten. Aktivieren Sie die Rauschreduzierung deshalb nur, wenn sie von beidem genug haben.
Kamera-Einstellung. Schalten Sie die Kamera in den manuellen Modus (M). Nur hier können Sie sowohl Blende als auch Verschlusszeit frei wählen und länger als 30 Sekunden belichten. Für letzteres gibt es keine Zeitvorwahl. Im Bulb-Modus wird der Verschluss beim Drücken des Auslösers geöffnet und beim Loslassen geschlossen – was so lange dauern kann, wie der Akku hält. Dabei verwackelt aber die Aufnahme sehr leicht. Die richtige Langzeitaufnahme wird deshalb im Bulb-Modus in Kombination mit dem Fernauslöser gemacht. Beim erstmaligen Drücken des Fernauslösers wird der Verschluss geöffnet, beim zweiten Mal geschlossen.

Blitze. Um einen Blitz einzufangen, wird ...

Blitzfoto von Andreas Hostettler (Siegerfoto unseres Wettbewerbs zum Thema Wetter)
Blitze. Um einen Blitz einzufangen, wird aufs Geratewohl der dunkle Gewitterhimmel für beispielsweise 30 Sekunden belichtet. Wenn in dieser Zeit ein Blitz einschlägt, ist dieser so viel heller als die Umgebung, dass er trotz ultrakurzer Präsenz gut sichtbar ist. Blitze, die nicht im Kamerabild zu sehen sind, kann man ignorieren. Zu bedenken ist höchstens, dass sie das Bild insgesamt aufhellen.
Extrem-Langzeit-Aufnahmen. Belichtet man eine halbe Stunde oder noch länger, werden in einer klaren Nacht die kreisförmigen Bewegungen der Sterne (also eigentlich die Bewegung der Erde) gut sichtbar. Dazu muss es aber sehr dunkel sein. Filmkameras haben hier gegenüber digitalen Geräten einen Vorteil: die Belichtung braucht keinen Strom. Mit einer Digicam muss der Akku auf jeden Fall frisch geladen sein. Noch besser schliesst man die Kamera per Kabel an den Strom an.
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Langzeitaufnahmen bei Tageslicht

Langzeitaufnahmen bei Tageslicht

Langzeitaufnahmen sind auch bei Tageslicht möglich, aber nur mit einem Graufilter (auch Neutraldichtefilter oder kurz ND-Filter genannt). Der Graufilter ist ein sehr dunkles Glas, das vor das Objektiv geschraubt wird und den Lichteinfall drastisch reduziert, ohne dass die Farbtöne verändert werden.
Ein Graufilter für Objektive mit 67-mm-Gewinde
Graufilter gibt es in sehr unterschiedlichen Stärken. Für die meisten Langzeitbelichtungen ist ein Filter mit 1000-facher Lichtabdunkelung richtig. Dies entspricht 10 Blendenstufen. Diese Filter tragen je nach Messart die Bezeichnung ND-10 oder auch ND3. (3 steht für den Exponenten, 1000 = zehn hoch drei). Die Preise liegen bei gut 100 Franken.
Blickt man mit montiertem Graufilter durch den Sucher, ist dieser praktisch schwarz. Wie bei Nachtaufnahmen versagen die automatischen Kameramessungen (Autofokus, Belichtungsmessung). Deshalb macht man zuerst Testfotos ohne ND-Filter, bis Bildausschnitt, Belichtung und Fokus stimmen. Dann stellt man den Autofokus ab, schaltet in den manuellen Modus (M) und stellt die Belichtungszeit 1000 Mal länger ein. Auch hier gilt natürlich: Die Lichtmenge muss nicht ausschliesslich über die Verschlusszeit erhöht werden, man kann auch die Blende öffnen und/oder den ISO-Wert erhöhen.
Meer und Himmel weichgezeichnet dank Belichtung von 21 Sekunden. Foto: User smutjefoto, DL-Fotocommunity
Wenn man einen solchen Filter erworben und die Theorie dazu intus hat, stellt sich allerdings die nicht unbedeutende Frage, was man nun fotografieren soll. Im Alltag trifft man eher selten auf passende Situationen. Das Timing nicht nur der Aufnahme, sondern auch der Akteure ist entscheidend, was bei dem komplizierten Aufnahmeprozedere oft zur Glückssache wird. Es gibt vor allem zwei beliebte Einsatzbereiche: Wasserbewegung und Architekturaufnahmen. Wasserfälle, Springbrunnen, aber auch Wellen am Meer können durch einen Graufilter so lange belichtet werden, dass ein sehr fliessender, zuweilen gar nebliger Effekt entsteht. Bei Architekturaufnahmen werden Personen, die durchs Bild laufen, im Idealfall unsichtbar. Dazu sollte so lange wie möglich belichtet werden.

Autor(in) David Lee



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