Tipps & Tricks 11.08.2015, 11:54 Uhr

Grafikkarte kaufen? Darauf müssen Sie achten

Ob Gamer oder Media-Center-Anwender: Die Wahl der richtigen Grafikkarte fällt nicht immer leicht. Mit diesem Ratgeber wollen wir Ihnen einen Überblick verschaffen.
Es gibt verschiedene Gründe, die den Kauf einer neuen Grafikkarte rechtfertigen. Vielleicht wollen Sie nur fehlende Schnittstellen wie HDMI oder DVI ergänzen, um einen Zweitmonitor anzuschliessen. Ein Media-Center-Anwender will z.B. ruckelfreie HDTV-Inhalte am TV geniessen – und das möglichst leise. Ein Gamer will entweder beste Leistung zu einem attraktiven Preis oder greift für absoluten Genuss auch gerne mal ein wenig tiefer in die Tasche. Wenn Sie sich beim Kauf eines neuen Grafikbeschleunigers nicht stundenlang von Hardware-süchtigen Nerds volllabern lassen wollen, finden Sie alternativ auch hier alle wichtigen Informationen im Überblick.

Wo sich das Aufrüsten nicht zwingend lohnt

An diesem Logo erkennen Sie die integrierte Intel-Grafiklösung
Wenn Sie hauptsächlich surfen, mit Office-Programmen arbeiten und mit Standard-Multimedia-Anwendungen hantieren, reicht Ihnen in der Regel schon die integrierte Grafiklösung im Prozessor. Es sei denn, Sie wollen ein älteres System, dessen Grafikkarte sich verabschiedet hat, aufrüsten. Integrierte Intel-Grafiklösungen sind schon seit gut sechs Jahren auf praktisch allen Intel-Desktop- und -Notebook-Rechnern an Bord. Bei den Desktop-Rechnern erkennen Sie den integrierten Grafikchip an den zusätzlichen externen Grafikanschlüssen. Auf Notebooks lässt sich keine Grafikkarte nachrüsten.

Was Sie vor dem Kauf beachten sollten

Ihr Netzteil: High-End-Grafikkarten (z.B. Nvidia GeForce GTX 980 Ti) können unter Volllast dem Netzteil eine hohe Leistungsaufnahme abverlangen, in 3D-Anwendungen wie Spielen im Extremfall bis zu 200 Watt. Für eine sehr leistungsstarke Karte sollte es mindestens ein 600-Watt-Netzteil sein, wenn Sie noch einige Zusatzkomponenten wie HDDs und weitere Steckkarten im Betrieb haben.
Eine werkseitig übertaktete GeForce GTX 980 Ti stellt hohe Anforderungen ans Netzteil
Nvidia und AMD geben hierbei meistens Empfehlungen ab. Macht man selber die Milchbüechlirechnung mit groben Stromverbrauchswerten von Motherboard, CPU und HDD, mag man zum Schluss kommen, dass in manchen Fällen auch 100 bis 150 Watt weniger ausreichen. Eine solche Differenz wirkt sich in der Regel nicht so gravierend auf den Netzteilpreis aus. Sicher verkehrt wäre es aber, ein teures 1000-Watt-Netzteil zu kaufen, wenn man nur auf eine High-End-Grafikkarte und wenige Zusatzkomponenten angewiesen ist.
  • Office-PC: Hier reicht in der Regel schon ein 350-Watt-Netzteil vollkommen aus.
  • Multimedia-PC: Für ein bisschen Spiel und Multimedia mit sehr geringen Steckplatzbelegungen (1 x HDD, 1 x SSD) genügt ein 450-Watt- bis 500-Watt-Netzteil.
  • Gamer-PC: Einem Spielerechner mit leistungsstarker Single-Grafikkarte verpasst man besser gleich ein 600-Watt-Netzteil; bei zwei Grafikkarten im Verbund muss durchaus mit einem 1000-Watt-Netzteil gerechnet werden.
Auf den folgenden Seiten haben wir Ihnen die wichtigsten Kriterien, die es beim Kauf von Grafikkarten zu beachten gilt, zusammengefasst.
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PCI-Express-Stromstecker und Modellnummer

PCI-Express-Stromstecker

6-Pin-PCI-Express-Stromstecker
Leistungsstarke Grafikbeschleuniger benötigen zusätzliche Stromversorgung. Daher sollten Sie bei Ihrem Netzteil darauf achten, wie viele 6-Pin- bzw. 8-Pin-PCIe-Stromanschlüsse vorhanden sind und wie viele davon Ihre Wunschgrafikkarte erfordert. Meist liegen den Grafikkarten zusätzliche Adapterstecker für freie Standard-Molex-Anschlüsse bei. Fehlen schon von Grund auf weitere Stromanschlüsse am Netzteil und ist dieses zu schwach, müssen Sie entweder mit einer schwächeren Grafikkarte Vorlieb nehmen oder Ihr Netzteil auswechseln.

Welcher PCI-Express-Standard?

Mittlerweile hat sich PCI-Express (3.0) als Standard bei den Grafikkarten durchgesetzt. Die Übertragungstechnik von PCI-Express beruht auf jeweils zwei Leitungspaaren (4 Adern), die als Link oder auch «Lane» bezeichnet werden. Das eine Leitungspaar steht für den Datenversand, das andere für den Datenempfang. Zur Steigerung der Geschwindigkeit darf ein Gerät auf mehrere Links bzw. Lanes zurückgreifen.
Auf älteren Motherboards sehen die physischen PCI-Express-Sockel so aus; auf neueren Motherboards (z.B. X99er-Chipsatz) weisen diese oft schon die volle Länge aus
High-End-Karten sollten möglichst 16 Lanes zugeschaltet werden. Wenn die CPU nur 16, 18 oder 20 Lanes bereitstellt, wird jede Steckkarte, die dazukommt, automatisch die Neuverteilung erzwingen. Mehr Aufschluss über die nutzbare PCI-Express-Bandbreite pro Sockel nach Prozessor gibt auch das Motherboard-Handbuch.

Modellnummer

Der Modellname des Grafikbeschleunigers ist sozusagen dessen grober Leistungsindex. Anhand dieser Bezeichnung können Sie die groben Leistungsdaten wie Grafikprozessor, RAM-Taktung und Speicherbandbreite bzw. -durchsatz herleiten. Die Kombination ist wie folgt: Marke + Modellnummer, also zum Beispiel: Asus Radeon R9 290X oder Gigabyte GTX 980.
Hersteller wie Asus, Gigabyte und Gainward fertigen von den Referenzchipsätzen aus dem Hause AMD und Nvidia jeweils ihre eigenen Modelle an. Die Designs von Asus & Co. unterscheiden sich schlussendlich vor allem hinsichtlich Kühlerausstattung, Design und werkseitiger Übertaktung.
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Woran Sie die Leistung einer Grafikkarte erkennen

Daran erkennen Sie die Leistung einer Grafikkarte

Damit Sie die technischen Daten von Grafikkarten ungefähr einordnen können, haben wir Ihnen ein paar Eckdaten zusammengestellt. Diese Werte können natürlich in einigen Monaten wieder anders aussehen.
  • Speichertyp: DDR5 (derzeit schnellster Videospeicher)
  • GPU-Takt (der Basistakt des Grafikprozessors): ab 1000 MHz (GTX 980)
  • Speicherschnittstelle: Werte über 256 Bit
  • Grösse des Videospeichers: min. 4 GB GDDR5 für High-End-PCs
  • Schnittstelle: PCI-Express 3.0 x 16 (für höchstmögliche Performance)
  • DirectX 11 und 12: Windows 10 unterstützt von Beginn an DirectX 12

Spartipp für Spieler

Ist Ihr Budget begrenzt, kommen Sie als Gelegenheitsspieler für die nächsten 3 bis 4 Jahre gut mit einer Grafikkarte im Bereich von 300 bis 350 Franken zurecht. Mit einer GeForce GTX 970 als Beispiel hat man mit einem leistungsstarken Core-i5/i7 und 8 GB bis 16 GB RAM sehr hohe Detailstufen zur Wahl. Wer einen 4K-Monitor nutzt, kann mit dieser Konfiguration zum Teil schon ältere Spiele wie Skyrim problemlos in 4K-Auflösung geniessen, wenn auch nicht mit vollen Kantenglättungsstufen. Selbst wenn Ihr Budget unlimitiert ist, empfehlen wir, nichts zu überstürzen und nicht gleich zwei der absolut neusten High-End-Karten im Verbund einzubauen. Für Vielspieler und 4K-Enthusiasten lohnt sich aktuell etwa eine Nvidia GeForce GTX 980 Ti oder eine AMD R9 Fury X im Single-Betrieb (um die 700 Franken). So kann man immer noch später entscheiden, ob man eine zweite Grafikkarte desselben Typs einbinden will.
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Speicherausstattung, Abmessungen Kühler, ...

Speicherausstattung

Nicht unbedingt ist primär die Grösse des Videospeichers ausschlaggebend für die Gesamtleistung einer Grafikkarte. Dieses Kriterium mag eher im Zusammenhang mit 4K-Texturen eine Überlegung wert sein, weil die schiere Menge an Geometriedaten mehr Speicher erfordert. Bei Midrange- und Einsteigergrafikkarten sollten Sie viel mehr auf die Speicherbandbreite achten: Der etwas teurere GDDR5-Videospeicher schleust bei gleicher Taktrate die doppelte Datenmenge durch. Beispiel: Eine Grafikkarte mit 1 GB GDDR5-Speicher ist daher immer die bessere Wahl als eine Karte mit 4 GB GDDR3-Speicher.

Abmessungen

Wichtig: Gehen Sie vor dem Kauf auf Nummer sicher, ob die Grafikkarte von der Länge her ins Gehäuse passt. High-End-Boliden können bis zu 30 cm lang sein. Leider ist es schwierig, in Vergleichsportalen nach diesem Kriterium zu sortieren. In Midi-Tower- bis Big-Tower-Gehäusen passen High-End-Grafikkarten in der Regel immer. Bei kleineren Gehäusen und Media Centers lohnt sich im Zweifelsfall das Nachmessen. Auch wichtig: Für grosszügig ausgestattete Kühlkörper sind nicht selten zwei oder mehr Erweiterungs-Slots an der Gehäuserückseite erforderlich.
Leistungsstarke Midrange-Grafikkarten wie GeForce GTX970 gibts mittlerweile schon für platzsparende Media Center
Tipp zu Media-Center-Grafikkarten: Seit wenigen Monaten sind auch sehr leistungsstarke, aktiv gekühlte Midrange- bis High-End-Karten im platzsparenden Mini-ITX-Faktor auf dem Markt zu haben, die verhältnismässig um einiges leiser sind als vor ein paar Jahren. Wollen Sie das Media Center an einem HDMI-2.0-fähigen 4K-Fernseher in Betrieb nehmen, sollten Sie für 60-Hz-Wiedergabe in Spielen auf HDMI-2.0-Anschlüsse achten. Diese Anschlüsse sind bei Grafikkarten noch nicht allzu lange vertreten; DisplayPort-1.2-Anschlüsse für 4K-Monitore sind jedoch auf vielen modernen Karten vorhanden.
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Worauf Sie bei Anschlüssen und Kühlern achten ...

Anschlüsse

Der Anschluss zweier Monitore an einer Grafikkarte stellt heutzutage kein Problem mehr dar. Die meisten Modelle haben mehrere Anschlüsse. VGA ist dagegen veraltet und kaum noch vertreten. Passende Adapter für VGA/DVI oder DVI/HDMI sind im Handel erhältlich.
  • Für zwei Full-HD-Monitore: 2 x DVI oder z.B. 1 x DVI mit 1 x HDMI
  • Für Full HD (1920 x 1080 Px): DVI oder HDMI; Dual-Link-DVI ab 27 Zoll
  • Für 4K-Auflösung (4096 x 2160 Px): DisplayPort 1.2 (UHD-TV: HDMI 2.0)

Der Kühler

Wenn Sie eine High-End-Grafikkarte in Betracht ziehen, lohnt es sich, ein paar Franken mehr auszugeben, denn die Hersteller statten diese oft mit Hochleistungskühlern aus. Die Kennzeichnungen bleiben meist über mehrere Generationen gleich (z.B. Asus mit den «DirectCU»-Varianten, Gigabyte mit der «Windforce»-Serie oder MSI mit seiner «Twin Frozr»-Reihe). Die Hochleistungskühler sind leiser und pusten mehr Luft auf die Karte als die Standardreferenzkühler.
Eine etwas ältere Passiv-Grafikkarte (AMD Radeon 7570)
Passive Kühllösungen: Neben den gekühlten Grafikboliden sind auch lüfterlose Karten auf dem Markt erhältlich. Bei diesen Ausführungen transportieren massive Kühlkörper die Abwärme von der GPU und dem Grafikspeicher weg. Dazu sollte eine ausreichende Gehäuselüftung vorhanden sein. Bei kleinen Media Centern ist das mindestens ein guter Frontlüfter. Aus Leistungssicht dürfen Sie aber bei den passiven Modellen keine Wunder erwarten. Dennoch kommt man heute mit einer 100 Franken günstigen Sapphire Ultimate R7 250 bzw. selbst mit einer drei Jahre alten Radeon HD7570 schon erstaunlich weit. Das Spielen von Call of Duty in Full HD oder von Emulationen aufwendiger 3D-Spiele aus der PS2- oder Nintendo-64-Ära ist damit problemlos möglich. Mit einer integrierten Intel-Grafiklösung käme man in dieser Hinsicht nicht so weit.

Autor(in) Simon Gröflin



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