News 21.11.2012, 15:16 Uhr

Runter kommen sie alle

Die Firma iPilot hat in Zürich einen Flugsimulator in Betrieb genommen, der das Herz eines jeden Aviatik-Freaks höher schlagen lässt. PCtipp hat im Cockpit der A320 Platz genommen und musste mit defektem Triebwerk landen. Obs geklappt hat?
Zürich-Wollishofen, Seestrasse. Ein Steinwurf vom Bahnhof ist die Firma iPilot mit ihrem Airbus A320 gelandet. Natürlich nicht mit dem ausgewachsenem Flieger, aber zumindest mit einem 1:1 nachgebauten Cockpit des Verkaufsschlagers des Airbus-Konzerns.
Vom Trottoir sieht man direkt in den Simulationsraum und somit ins Cockpit - und das lässt vor allem männliche Herzen höher schlagen. Doch im Gegensatz zu den Top-Simulatoren, die auf hydraulischen Stelzen liegen und Flugbewegungen simulieren, ist der iPilot-Simulator diesbezüglich eine Light-Version und steht auf dem Boden. Dies hat durchaus Vorteile, wie Geschäftsführer Wolfram Schleuter gegenüber PCtipp ausführt. Erstens kriegt man seinen Simulator in einem normalen Raum unter, er ist zweitens weniger wartungsanfällig und somit sind die simulierten Flugstunden zu einem erschwinglichen Preis buchbar.
Was jedoch die Avionik beziehungsweise deren Simluation betrifft, ist der Simulator seinen grossen Brüdern ebenbürtig. Auch das Cockpit sieht aus wie im richtigen Flugzeug, mit sämtlichen Knöpfen, Displays und Hebeln. Alles typengerecht und mit der Simulator-Software im Hintergrund verknüpft. Ein vierköpfiges Team der kanadischen Herstellerfirma ist rund eine Woche beschäftigt, das Cockpit und die Systeme aufeinander abzustimmen - die ganze Installation kostet einen schönen sechsstelligen Betrag, wie Schleuter verrät. Aber das Konzept lohnt sich, insgesamt hat iPilot schon 10 Simulatoren in 9 Städten in Europa und am persischen Golf in Betrieb genommen, die rege benutzt werden.
ZRH retour
Nachdem man auf dem linken Captain-Sitz Platz genommen hat, erklärt Co-Pilot Florian Reichel - der einen Pilotenschein auf dem A320 besitzt - die wichtigsten Steuerungsinstrumente. Ein kurzer Alpenflug steht auf dem Programm, Abflug und Landung in Zürich. Man schaut auf drei riesige LED-Bildschirme und sieht die Landebahn vor sich, im Hintergrund die Alpen. Die professionelle Simulator-Software ist eine Weiterentwicklung des Microsoft Flight Simulator, nennt sich Prepar3D und wird vom Rüstungskonzern Lockheed-Martin vertrieben.
Wir sind «Ready for Take Off». Der Co-Pilot gibt das Zeichen - ehrfürchtig stösst man die Schubregler nach vorne, aus den Boxen dröhnt der Triebwerklärm. Der Flieger startet unruhig, mit den Seitenruder muss man den Vogel auf der Piste halten - dann bei 140 Knoten den Steuerknüppel nach hinten gezogen - ab gehts in die Lüfte.
Auf der nächsten Seite: mit defektem Triebwerk im Anflug auf Zürich

mit defektem Triebwerk im Anflug auf Zürich

Der Airbus lässt sich wie in Watte gebettet fliegen, aber die Überforderung ob der vielen Instrumente ist gross. Zum Glück regelt der Co-Pilot die Navigation, gibt Anweisungen, versorgt einen mit Tipps. Wir lassen Dübendorf hinter uns, überfliegen den Zürichsee Richtung Sihlsee. Dann gehts in einer Schlaufe zurück Richtung Zürich. Die korrekte Höhe und die Wegpunkte im Auge zu behalten, ist gar nicht so einfach. Puh! So viele Informationen, die einem auf den Displays entgegenprasseln. Man staunt - aber natürlich ist das für richtige Piloten reine Routine.
Anflug mit defektem Triebwerk auf Zürich - zum Glück hilft der Co-Pilot
Über dem Rhein leiten wir den Anflug auf die Piste 16 von Norden her ein. Schneegestöber. Und dann ein Alarmsignal - Triebwerkbrand links. Auch das noch. Aber der Co-Pilot hilft aus der brenzligen Situation, wirft den Feuerlöscher an. Der Flieger zieht nach links - Seitenruder-Trim einstellen und dann noch voll ins Seitenruder stehen. Schlussendlich gelingt die Landung ohne grössere Probleme, doch vermutlich sind die Passagiere durchgeschüttelt worden. Ein wenig Stolz macht sich breit und man fragt sich, wie oft der Co-Pilot wohl mit seinem Stuerknüppel eingegriffen hat. Zum Abschluss gibts ein Foto - ohne Kapitänsmütze.
Ab 139 Franken ist man dabei
Es hat Spass gemacht. Ein 30-minütiger Simulatorflug kann für 139 Franken gebucht werden. 90 Minuten Erlebnisflug kosten 299 Franken. Auch Gruppen und Kinder sind willkommen. Abstürze gibt es keine - unethische Flugmanöver werden abgelehnt - ein roter Knopf auf der Mittelkonsole ist auf «Abbruch» umprogrammiert. Nicht wie im richtigen Flugbetrieb - dort kommen ja bekanntlich alle runter.

Autor(in) Marcel Hauri



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.