Kommentar
30.08.2005, 12:45 Uhr
Kommentar: Wir sind alle Raubkopierer
Jeder muss sein Windows einer Gültigkeitsprüfung unterziehen, wenn er Microsoft-Software herunterladen will. Damit stellt der Konzern alle Anwender unter Generalverdacht.
Windows Genuine Advantage (Original-Windows-Vorteil), kurz WGA, heisst der neuste Streich aus dem Redmonder Softwarehaus beschönigend. Nur wer eine legale Windows-Version besitzt, darf künftig Software von Microsoft herunterladen. Dazu müssen Anwender bei jedem Download eine Gültigkeitsprüfung über sich ergehen lassen. Von der neuen Regelung ausgenommen sind nur Sicherheits-Updates [1].
Ärgerlich ist, dass darunter wieder einmal die Falschen leiden. Microsoft stellt alle Anwender unter Generalverdacht. Jeder könnte ja ein Raubkopierer sein. Das wäre, als ob ein Angeklagter vor Gericht seine Unschuld beweisen müsste. Dazu kommt der Aufwand: Für WGA muss zuerst einmal Software installiert werden. Auch danach nervt das Ganze. Im Microsoft-Download-Bereich können Programme nicht mehr direkt, sondern nur nach einiger Klickerei heruntergeladen werden.
Wer alternative Browser wie Firefox verwendet wird zusätzlich bestraft. Er muss jedes Mal eine Prüfungs-Tool auf seine Festplatte kopieren und ausführen.
Mit neuer Gratis-Software sollen die Besitzer eines Original-Windows getröstet werden. Wer einen Blick auf Microsofts "exklusive" Angebotspalette [2] wirft, entdeckt gerade mal sechs Downloads - darunter einen Bildschirmschoner und Videolernprogramme. Da von einem Original-Windows-Vorteil zu sprechen, grenzt an Ironie.
Nicht den geringsten Nachteil haben hingegen die Besitzer von illegalen Windows-Kopien. WGA wurde nämlich so halbpatzig implementiert, dass es mittlerweile bereits verschiedene Umgehungsmöglichkeiten gibt. Zudem dürfen Computerzeitschriften WGA-Downloads weiterhin auf Heft-CDs und im Web anbieten, und zwar ohne Gültigkeitsprüfung. Damit wird Windows Genuine Advantage vollständig sinnlos.
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