News 29.08.2013, 10:22 Uhr

Britischer Pornofilter blockiert Blick.ch

Ist der britische Pornofilter bereits aktiv? Bekanntlich schaltet Grossbritannien einen landesweiten Pornofilter scharf. Ein Schweizer Journalist meldet, sein Provider habe heute Morgen Blick.ch blockiert.
Der Schweizer Journalist und SRF-Auslandkorrespondent für Grossbritannien, Urs Gredig, twittert, sein britischer Internetanbieter finde, dass Blick.ch jugendgefährend sei. Der allgemeine Zugang zu Blick.ch werde angeblich blockiert. Grund: «Adult Content». Das allseits bekannte und umstrittene hübsche Mädchen auf Seite 3 gibts ja nicht online. Weit gefehlt: Lag es eventuell an der flotten Biene unter der Meldung «Ausilia mags romantisch»? Oder etwa am Kummerkastentitel «Sex – es klappt nicht ohne Alkohol» – oder war es gar die Meldung zum Ex-Star Pippi Langstrumpf mit den neuen Strapsen unter dem Aufhänger «Vom Kinderstar zum Pornostar»?
Google Site Searches mit Stichwörtern wie «Sex» und «Porno» lassen wir mal aussen vor. Was hat denn der Blick verbrochen? Vor allem wundert uns, dass der Pornofilter demnach bei einigen Providern bereits aktiv sein dürfte.
Wenn es wirklich stimmt, könnten zumindest öffentliche Provider den Filter bereits haben – Gredig spricht zwar von «seinem» Provider ...

Hintergrund

Grossbritannien führt einen landesweiten Filter gegen Onlinepornografie ein. Spätestens Ende 2014 soll der bei den Briten heftig debattierte Filter bei Providern scharf gestellt werden. Zumindest Privatnutzer sollen im Verlaufe des kommenden Jahres von ihren Providern kontaktiert werden und wählen dürfen, ob der per Voreinstellung aktive Filter gewünscht wird. Um wieder Vollzugriff auf alle Internetinhalte zu erlangen, müsse ein User dem Provider einen Altersnachweis schicken, der die Volljährigkeit bescheinigen soll. Massnahmen zum besseren Kinderschutz oder eine Unmündigkeitserklärung an die Bevölkerung? Das ist die heisse Debatte, an der sich der politische Diskurs entfacht. David Cameron, Parteivorsitzender der Conservative Party in England, will das System vorerst bei sämtlichen Wi-Fi-Hotspots und Mobilfunkprovidern einführen. Heftigen Gegenwind erfährt Cameron von der Open Rights Group, einer politischen Vereinigung, die sich für digitale Freiheitsrechte einsetzt. 
Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: Warum nicht nur explizite Inhalte blockiert werden könnten 

Warum nicht nur explizite Inhalte blockiert ...

Dass die britische Pornwall nicht nur Pornos blocken könnte, darüber wird schon längst seitens Jim Killock von der Open Rights Group spekuliert.

Breite Palette an einstellbaren Filterthemen

Laut Jim Killock (unter Berufung auf die Internetprovider in England) werde der Filter auch für andere Inhalte eingesetzt. Je nach Internetanbieter könne das Filterangebot unterschiedlich ausfallen. Die Palette an einstellbaren Filtern reichen von Pornografie, Gewaltdarstellungen über Webseiten zu Magersucht und Essstörungen, Suizid-Webseiten, Alkohol, Rauchen bis zu esoterischem Material und Umgehungs-Tools für Netzsperren. 

Warum denn der «Blick»?

Vor allem diese relativ unscharfen Kriterien könnten einem noch so intelligenten Content-Filtering-System grosse Spielräume überlassen. Intelligente Contentfilter arbeiten nicht nur mit Datenbankabfragen ablehnender Blacklist-Phrasen, sondern «gewichten» zusätzlich nach heuristischen Verfahren. So ist ein Filter mit höherer Wahrscheinlichkeit in der Lage, hohe Trefferquoten auf zu blockende URLs zu erzielen.
Ist unserem Schweizer «Blick» die Quantität an pornografischen Begriffen zuzuschulden oder wird die Schweizer Zeitung erster Zeuge einer technischen Unschärferelation möglicher Wortphrasen aus allen möglichen blockierbaren Themenbereichen? Wir lassen die Frage mal im Raum stehen. 

Update vom 29. August 2013, 12:20 Uhr

Cameron selber hat an einer öffentlichen Rede offenbar bekannt gegeben, dass Pornofilter bei öffentlichen WLANs an allen Orten (angeblich) schon seit Ende Juli scharf sind, was uns demnach entgangen ist. Dennoch erstaunt die Nachricht von Urs Gredig. Es fragt sich, ob er wirklich von «seinem» eigenen Provider redet. Wir haben ihn angefragt. Eine etwas spekulative Erklärung könnte höchstens sein, dass insgeheim schon etwas auf privaten Providern «getestet» wird.

Autor(in) Simon Gröflin



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