Kommentar
06.10.2005, 09:30 Uhr
Kommentar: Chapeau Nvidia! Für ATI ist der Zug dieses Jahr abgefahren
Hip, Hip, Hurra! Endlich sind sie da, die Grafikkarten mit den neuen ATI-Chips! Und natürlich sind sie mal wieder bis unter die Haube voll gepackt mit bahnbrechenden, technischen Neuerungen, die noch mehr Realität bei PC-Spielen versprechen und wirklich das letzte aus einem Game herauskitzeln.
"Herauskitzeln" trifft die Sache wahrscheinlich am besten. Denn der stets angekündigte mega-grosse Leistungsschub, den uns der Hersteller bei seinem neuen 3D-Chip vollmundig verspricht, entpuppt sich in den Spieletests meist als "Tempo-Ente". Anders gesagt: Ob ich bei einem Spiele-Benchmark 70 oder 73 oder 76 Bilder pro Sekunde erreiche, ist mir doch als Otto-Normal-Verbraucher wurscht - ganz zu schweigen davon, in wieweit sich ein Benchmark auf das tatsächliche Spiel überhaupt übertragen lässt! Für den Endanwender sind ganz andere, "weltliche" Dinge entscheidend: Erhältlichkeit, Preis, Stabilität und Zukunftsperspektiven.
Aber genau das haben Hersteller wie ATI immer noch nicht kapiert: Geprotzt wird mit dem komplizierten technischen Innenleben wie etwa: Der Chip besitzt "gigantische 320 Millionen Transistoren" oder "16 parallele Pixelpipelines" mit "Ultra-Threading Dispatch Processors". Mal ganz ehrlich: Bei soviel "Geblubbere" bekomme ich Hautausschlag! Mich interessiert doch mehr, wo ich die Karten kaufen kann, wie viel Geld ich dafür berappen muss und, ob ich die Grafikkarte auch noch in ein oder zwei Jahren benutzen kann.
Haken wir die Liste mal peu à peu ab, offenbart sich erstaunliches: ATI hat zwar drei neue Grafikkarten-Generationen (Radeon X1300, X1600 und X1800) vorgestellt, aber nahezu nirgendwo sind diese erhältlich: Bei den drei grossen Grafikkarten-Hersteller Asus, Gigabyte und MSI sind die Lager leer. Laut Asus-Sprecher Holger Schmidt ist auch nicht absehbar, wann eine grössere Lieferung eintrifft. Ganz zu schweigen von den neuen so genannten "CrossFire-Karten", dem Tandem-Betrieb zweier Grafikkarten. Auch hier hat ATI nichts anderes als einen Papiertiger veröffentlicht - hinter der Erhältlichkeit steht zumindest zum jetzigen Zeitpunkt ein grosses Fragezeichen.
Ganz anders Rivale nVidia: Ab offiziellem Launch der GeForce 7800 GTX-Grafikkarte waren Produkte in relativ grossen Stückzahlen erhältlich. Auch die SLI-Technik (zwei baugleiche Grafikkarten in einem System für mehr 3D-Leistung) ist vom Markt seit etwas einem halben Jahr angenommen worden.
Punkto Preis kann man nur den Kopf schütteln: Zwischen 700 und 800 Franken wollen ATI und nVidia für Ihre Top-Produkte. Wir sagen klipp und klar: Keine Grafikkarte der Welt ist soviel Geld wert! Hier lohnt, sich ein preiswertes Mainstream-Produkt zwischen 200 und maximal 300 Franken zu kaufen.
In Sachen Stabilität dürfte wiederum nVidia die Nase vorn haben: Ihr GeForce-7800-GTX-Chip ist schon lange auf dem Markt und etabliert; ATIs neuer Grafikchip-Frischling muss sich aber erst noch bewähren. Kaum ein Händler hat Grafikkarten, noch ist ein offizieller Grafikkartentreiber von ATI auf der Homepage zu finden.
Unterm Strich stehen bei ATI die Zeichen auf Sturm - zumindest nach unserem "etwas anderen" Vergleich.
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