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21.06.2012, 10:58 Uhr
Augenschein in Bracks neuem Super-Lager
Innerhalb von 15 Monaten entstand im beschaulichen Willisau eines der modernsten Logistikzentren Europas, das unter anderem mit einem Weltrekord aufwarten kann. Eine Werksbesichtigung.
Der 16. Juni war der Tag mit dem frühesten Sonnenaufgang 2012 und der bisher heisseste des Jahres. Eine Metapher zur gleichzeitigen Eröffnung des neuen Competec-Logistikzentrums in Willisau wäre also ein einfacher Artikel-Einstieg, würde dem Ereignis und den involvierten Akteuren aber nicht gerecht werden. Denn die neue Brack-Liegenschaft sorgt für Rekorde und hilft der ortsansässigen Bevölkerung unter anderem, Wunden zu lecken.
Etwas Geschichte
Vor acht Jahren verkündete nämlich Lego, sein 1993 errichtetes Fertigungsgebäude in Willisau nicht mehr benutzen zu wollen, der Plastikteilchenhersteller wollte lieber im billigen Osten produzieren. Ein Schock für die Bevölkerung: «Viele Willisauer Gewerbler haben mit dem Bau dieses Gebäudes das Geschäft ihres Lebens gemacht», erinnert sich Robert Küng, ehemaliger Stadtpräsident Willisaus und mittlerweile Regierungsrat in Luzern. Lego stellte jedoch Ökonomie vor Nostalgie, im März 2006 zog man aus.
Seither gab es durchaus Interessenten am Betonklotz, doch eine Betriebsfläche von 55'000 Quadratmetern an einem Standort, der ausser mit seiner Nähe zu frischer Natur und toller Aussicht nicht mit viel locken kann, verlangt nach einem Käufer mit speziellem Anforderungsprofil. «Wir haben auf den Lucky-Punch gewartet», gibt Küng zu. Der Treffer wurde gelandet, hauptsächlich weil der heutige Besitzer Existenzängste der anderen Art hatte: Er wuchs zu schnell.
Während nämlich Lego zu Beginn der 90er in Willisau an seiner Bauklötzefabrik arbeitete, gründete Roland Brack im 70 Kilometer entfernten Bözen/AG das Unternehmen Brack Consulting Computersysteme. 18 Jahre später heisst das Unternehmen Brack Electronis AG, sitzt einige Kilometer weiter in Mägenwil/AG und gehört zur Competec-Gruppe, die rund 400 Mitarbeitende beschäftigt und letztes Jahr einen Umsatz von rund 370 Millionen Franken generierte. Kurz gesagt: Das Lager in Mägenwil wurde zu klein, die Mitarbeiter mussten sich teilweise zwischen Kisten und Schachteln zu ihren Arbeitsplätzen durchwühlen. «In Mägenwil fehlte der Platz», gibt Roland Brack, Competec-Gründer, -Inhaber, -CEO und Präsident des Competec-Verwaltungsrats, zu.
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Seither gab es durchaus Interessenten am Betonklotz, doch eine Betriebsfläche von 55'000 Quadratmetern an einem Standort, der ausser mit seiner Nähe zu frischer Natur und toller Aussicht nicht mit viel locken kann, verlangt nach einem Käufer mit speziellem Anforderungsprofil. «Wir haben auf den Lucky-Punch gewartet», gibt Küng zu. Der Treffer wurde gelandet, hauptsächlich weil der heutige Besitzer Existenzängste der anderen Art hatte: Er wuchs zu schnell.
Während nämlich Lego zu Beginn der 90er in Willisau an seiner Bauklötzefabrik arbeitete, gründete Roland Brack im 70 Kilometer entfernten Bözen/AG das Unternehmen Brack Consulting Computersysteme. 18 Jahre später heisst das Unternehmen Brack Electronis AG, sitzt einige Kilometer weiter in Mägenwil/AG und gehört zur Competec-Gruppe, die rund 400 Mitarbeitende beschäftigt und letztes Jahr einen Umsatz von rund 370 Millionen Franken generierte. Kurz gesagt: Das Lager in Mägenwil wurde zu klein, die Mitarbeiter mussten sich teilweise zwischen Kisten und Schachteln zu ihren Arbeitsplätzen durchwühlen. «In Mägenwil fehlte der Platz», gibt Roland Brack, Competec-Gründer, -Inhaber, -CEO und Präsident des Competec-Verwaltungsrats, zu.
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Vor acht Jahren verkündete nämlich Lego, sein ...
Von der Zeit überholt
Also musste schnell eine Lösung gefunden werden, diverse Pläne wurden besprochen und wieder verworfen. «Wir haben auch darüber nachgedacht, selber ein Logistikzentrum zu bauen», sagt Brack. «Doch die Zeit hat uns überholt.» Dabei ist langsam eigentlich kein Attribut, das auf Roland Brack zutrifft, wie auch die Stadt Willisau schnell feststellte. Nach einer Lösung für sein Platzproblem suchend, wurde Brack auf das Willisauer Gebäudeproblem aufmerksam, im Herbst 2010 wurde das erste Treffen durchgeführt. Im Januar 2011 entschied man sich bereits, den Lego-Komplex zu kaufen und von da an wurde erst richtig Gas gegeben.
Bereits 15 Monate später, am 16. April 2012, wurde das neue Logistikzentrum in Betrieb genommen, seit letztem Samstag ist nun das gesamte Material in Willisau. 500 Tonnen Ware und knapp 60'000 Lagerplätze wurden insgesamt vom Aargau ins Luzernische verschoben, über 200 Sattelschlepperfahrten waren dafür nötig. Insgesamt wurden 15 Millionen Franken in das neue Logistikzentrum investiert. «Wir hatten einen ehrgeizigen Zeitplan», sagt Roland Brack.
Bereits 15 Monate später, am 16. April 2012, wurde das neue Logistikzentrum in Betrieb genommen, seit letztem Samstag ist nun das gesamte Material in Willisau. 500 Tonnen Ware und knapp 60'000 Lagerplätze wurden insgesamt vom Aargau ins Luzernische verschoben, über 200 Sattelschlepperfahrten waren dafür nötig. Insgesamt wurden 15 Millionen Franken in das neue Logistikzentrum investiert. «Wir hatten einen ehrgeizigen Zeitplan», sagt Roland Brack.
Für die Zukunft geplant
Eine Hauptschwierigkeit bei der Wahl des neuen Logistikzentrums war, dass das Gebäude über genügend Kapazitäten verfügt, wie Roland Brack sagt. Denn momentan hat der Onlinestore 40'000 Produkte im Sortiment, in zwei Jahren sollen es aber doppelt so viele sein.
Mit einer Betriebsfläche von 55'000 Quadratmetern bietet das neue Brack-Domizil genug Platz dafür und hat sogar noch Reserven. Denn das Gebäude besteht aus sechs Modulen, von denen momentan fünf belegt sind. Doch nicht die Grösse des neuen Logistikzentrums beeindruckt, sondern hauptsächlich die Technik, die darin steckt.
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Eine Hauptschwierigkeit bei der Wahl des neuen Logistikzentrums war, dass das Gebäude über genügend Kapazitäten verfügt, wie Roland Brack sagt. Denn momentan hat der Onlinestore 40'000 Produkte im Sortiment, in zwei Jahren sollen es aber doppelt so viele sein.
Mit einer Betriebsfläche von 55'000 Quadratmetern bietet das neue Brack-Domizil genug Platz dafür und hat sogar noch Reserven. Denn das Gebäude besteht aus sechs Modulen, von denen momentan fünf belegt sind. Doch nicht die Grösse des neuen Logistikzentrums beeindruckt, sondern hauptsächlich die Technik, die darin steckt.
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Für die Zukunft geplant Eine Hauptschwierigkeit ...
Autostore
Im Autostore werden Kleinteile, die in maximal 40 x 60 cm grosse Behälter passen, von Robotern ein- und ausgelagert. 70 Roboter, die mit einer Geschwindigkeit von 13 km/h fahren, kümmern sich um vorerst 62'000 Rüstbehälter, die auf maximal 86'500 erhöht werden können. Wer diese Abteilung nicht bloss durch eine Scheibe betrachten will oder kann, muss sich einem Medizincheck unterziehen. Denn im Inneren beträgt der Sauerstoffgehalt nur 15 Prozent, normal sind 21 Prozent. Das Brandrisiko soll dadurch minimiert werden. Insgesamt gibt es 14 dieser Autostores auf der Welt. Mit einer Grundfläche von 46 x 37 Metern ist derjenige in Willisau der grösste der Welt.
Automatisches Hochregallager
Auch das Hochregallager für grössere Artikel arbeitet automatisch. Ein Logistiker fährt die angekommene Palette zu einer Art Lift, der die Palette auf eine Förderstrasse hievt. Von da aus fährt die Palette ins Hochregallager und wird von einem ungefähr acht Tonnen schweren Regalbediengerät an seinen Palettenplatz gebracht. Insgesamt besteht das Hochregallager aus dreizehn Gassen, die jeweils 21 Meter hoch sind und Platz für 15'000 Paletten bieten. Die Maschinen sind nötig, wie Markus Schwarz, Projektleiter Ausbau Logistik, sagt: «Wir mussten in die Automatisierung gehen, damit wir ausbauen konnten. Von Hand sind diese Mengen nicht mehr zu bewältigen.»
Auch das Hochregallager für grössere Artikel arbeitet automatisch. Ein Logistiker fährt die angekommene Palette zu einer Art Lift, der die Palette auf eine Förderstrasse hievt. Von da aus fährt die Palette ins Hochregallager und wird von einem ungefähr acht Tonnen schweren Regalbediengerät an seinen Palettenplatz gebracht. Insgesamt besteht das Hochregallager aus dreizehn Gassen, die jeweils 21 Meter hoch sind und Platz für 15'000 Paletten bieten. Die Maschinen sind nötig, wie Markus Schwarz, Projektleiter Ausbau Logistik, sagt: «Wir mussten in die Automatisierung gehen, damit wir ausbauen konnten. Von Hand sind diese Mengen nicht mehr zu bewältigen.»
Eigenes Lagerverwaltungssystem
Das neue Logistikzentrum wird von einem selbstentwickelten ERP-System verwaltet. «Vier Angestellte waren mit der Entwicklung des ERPs betraut. Wir können damit die drei Gewerke (Anm. der Red.: Autostore, Hochregal- und Flächenlager) separat ansteuern», sagt Schwarz. Dies wird von Mägenwil aus gemacht, ist aber nicht alles, was die insgesamt 20 Brack-Informatiker momentan beschäftigt. «Unser grösstes Projekt ist aktuell die Fertigstellung eines neuen Onlineshops», erklärt Mike Meier, seit einem Jahr IT-Leiter bei Brack. Damit deutet er an, dass den Brack-Leuten die Arbeit auch nach dem Umzug nicht ausgeht, im Gegenteil.
Das neue Logistikzentrum wird von einem selbstentwickelten ERP-System verwaltet. «Vier Angestellte waren mit der Entwicklung des ERPs betraut. Wir können damit die drei Gewerke (Anm. der Red.: Autostore, Hochregal- und Flächenlager) separat ansteuern», sagt Schwarz. Dies wird von Mägenwil aus gemacht, ist aber nicht alles, was die insgesamt 20 Brack-Informatiker momentan beschäftigt. «Unser grösstes Projekt ist aktuell die Fertigstellung eines neuen Onlineshops», erklärt Mike Meier, seit einem Jahr IT-Leiter bei Brack. Damit deutet er an, dass den Brack-Leuten die Arbeit auch nach dem Umzug nicht ausgeht, im Gegenteil.
Geplant ist, dass künftig 650'000 Pakete pro Jahr von Willisau aus ausgeliefert werden. Das Dorf kann sich also sicher sein, einen längerfristigen Besitzer des ehemaligen Lego-Komplexes gefunden zu haben. Die Bürger wird das freuen, die Steuerabteilung sicher auch.
Autor(in)
Fabian
Vogt
21.06.2012
26.06.2012
26.06.2012