Testfall für die Technik
16.04.2020, 10:40 Uhr
Corona-Krise soll die Digitalisierung anschieben
Die Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung rechnet aufgrund der Corona-Krise mit einem Digitalisierungsschub. Digitale Technologien würden dabei auf die Probe gestellt.
Gemäss einer Einschätzung der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung TA-Swiss wird die Corona-Pandemie zu einem Testfall für digitale Technologien. Die Krise habe einen wahren Digitalisierungsschub ausgelöst.
Jetzt, wo in den Industrieländern ein guter Teil der Bevölkerung isoliert zu Hause sitze, wichen Arbeiten und Lernen, das gesellschaftliche und das politische Leben ins Internet aus, schreibt TA-Swiss, ein unabhängiges Bindeglied zwischen Wissenschaft und Politik, in einer Stellungnahme zur Coronakrise.
Boom beim Online
Virtuelle Wege der Kommunikation und Zusammenarbeit würden erprobt. Sie erlaubten es, die Sitzung mit dem Arbeitskollegen, die Vorlesung, den Apéro unter Freunden, den Lesezirkel, die Yogastunde und den Kochkurs weiterhin wahrzunehmen. Kleingewerbler eröffneten digitale Schaufenster. Der Online-Handel boome.
Insbesondere in der Arbeitswelt würden die in aller Eile auf die Beine gestellten Notlösungen im Hinblick auf Datenschutz, Privatsphäre und IT-Sicherheit jedoch Fragen aufwerfen. Gleichzeitig dürfte der aktuelle Boom des Homeoffice die Art, wie wir in Zukunft arbeiten werden, nachhaltig verändern.
Drastisch zeige die Corona-Krise auch das Problem der Zugangsgerechtigkeit auf. Nicht alle Tätigkeiten liessen sich ins Internet verlegen. Das Ladenpersonal, die Kassiererin, der Krankenpfleger und die Putzequipe müssten weiterhin in der realen Welt tätig sein. Sie seien dem Virus ausgesetzt.
Digitale Gräben
Hier öffneten sich gesellschaftlich potenziell brisante digitale Gräben, die nicht unbedingt vorhersehbar gewesen seien. Das gleiche Problem stelle sich in der Bildung. Die Corona-Krise werde zum Testlauf für die digitale Bildung. Nicht alle Schülerinnen und Schüler hätten jedoch die gleichen technischen Voraussetzungen.
Viele Länder setzten zur Eindämmung der Pandemie mit grossem Erfolg auf digitale Überwachungstechnologien und Künstliche Intelligenz. Dazu gehörten Tracking-Systeme oder Standortdaten ebenso wie smarte Infrarotkameras mit Gesichtserkennung, die bei Körpertemperaturen von über 37,3 Grad Alarm schlügen.
Die Prinzipien des Datenschutzes würden dabei angesichts der Dringlichkeit und der ausserordentlichen Situation nicht immer respektiert. Selbst Tracking-Technologien, die zum Nutzen für das Individuum entwickelt worden seien, eröffneten immer auch neue Möglichkeiten für Ermittlungen.
Durch Grundrecht geschützt
Stets sei dabei die Menschenwürde zu beachten. Der Kernbereich der privaten Lebensgestaltung werde durch das Grundrecht geschützt. Eine nahezu lückenlose Registrierung aller Bewegungen und Äusserungen von Personen sei deshalb unzulässig.
Politische Entscheide würden im Spannungsfeld zwischen Wissen und Gewissen gefällt. Dabei gehe es nicht nur um Machbarkeit, sondern auch darum, welche erwünschten und unerwünschten Folgen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft damit verbunden seien. Die TA-Swiss werde auch in der jetzigen Krise weiter genau hinschauen.
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