Tests
25.05.2016, 11:31 Uhr
Test: Apple iPad Pro 9.7"
Nicht das Grösste seiner Art, aber das Beste. (Schon wieder.)
Lassen Sie sich von der Grösse nicht narren. Das neue iPad Pro 9.7 ist zwar deutlich kleiner als das jüngst eingeführte iPad Pro mit seinem beachtlichen 12.9-Zoll-Display (Test). Und doch ist es seinem grossen Bruder in jeder Hinsicht überlegen.
«Aaah!»-Erlebnis: das Display
Auflösung. Die 9.7-Zoll-Diagonale gilt heute bereits als Apple-Klassiker: gross genug für den Medienkonsum, aber klein genug, um als handlich durchzugehen. Die Auflösung beträgt 2048 × 1536 Pixel, was bei dieser Grösse zu einer Dichte von 264 ppi (Pixel Per Inch) führt – genug, um jedes Element gestochen scharf abzubilden.
Qualität. Doch abseits der schnöden Zahlen sticht vor allem die Qualität ins Auge. Die Spiegelungen sind minimal. Die Farbdarstellung ist über jeden Zweifel erhaben, ganz egal, in welchem Winkel das iPad betrachtet wird. Sehr viel technischer urteilen die Spezialisten von DisplayMate. Sie zeigen jede Menge Kurven und Diagramme, die zu diesem Verdikt führen: Das ist bei weitem das beste Display eines Mobilgerätes, das wir jemals getestet haben, und es bricht einige Leistungsrekorde. Es solches Urteil bietet wenig Spielraum für Interpretationen.
Doch die Hardware-Qualität des Displays zeigt beim iPad Pro 9.7 nur eine Seite der Medaille. Für den maximalen Betrachtungskomfort liess sich Apple zwei Tricks einfallen: Night Shift und True Tone.
Night Shift. Diese Funktion ist nicht ganz neu, sondern wurde bereits mit iOS 9.3 für alle iOS-Geräte eingeführt, die mit einem 64-Bit-Prozessor ausgestattet sind. Das Prinzip: Am Abend reduziert Night Shift den Blau-Anteil in der Darstellung drastisch – denn Blau ist die Farbe, die unseren Geist auf Trab hält. Die ganze Anzeige wirkt mit Night Shift rötlich, fast wie ein Sonnenuntergang. Diese Verschiebung des Farbspektrums kann (laut Apple) zu einem besseren Schlaf führen. Das ist wissenschaftlich zwar nicht erwiesen; klar ist jedoch, dass das Lesen in gedämpftem Licht sehr viel angenehmer wird.
Night Shift lässt sich jederzeit aktivieren. Besonders praktisch ist jedoch die Einstellung Sonnenunter- bis -aufgang, bei der sowohl der Standort als auch die Jahreszeit berücksichtigt werden, um den idealen Zeitpunkt automatisch zu ermitteln.
True Tone. Noch ein Novum, das Sie bei keinem anderen Tablet finden. Neu hinzugekommene Sensoren messen die Farbtemperatur des Umgebungslichtes und passen anschliessend die Darstellung des Displays an. Das iPad reagiert also wie ein weisses Blatt Papier, das sein Aussehen ebenfalls auf eine subtile Weise ändert, wenn es Licht mit einer anderen Farbtemperatur reflektiert:
Und «subtil» ist das Stichwort: Die Anpassungen sind deutlich dezenter als bei Night Shift. Die Darstellung des Displays wirkt einfach immer genau richtig. Erst wenn in den Einstellungen True Tone deaktiviert wird und das Farbspektrum einen Sprung ins Blaue macht, wird klar, wie angenehm diese neue Funktion ist.
Apple Pencil
Wie bereits beim grossen iPad Pro sollte auch der Stift mit der pragmatischen Bezeichnung Pencil (109 Franken) in die Kaufentscheidung mit einbezogen werden.
Aufbau. Der Pencil sieht aus wie ein gewöhnlicher Stift. Er wiegt allerdings ein klein wenig mehr, was jedoch nicht stört. Was bei der Benutzung ebenfalls nicht auffällt, ist die ungleichmässige Gewichtsverteilung. Wenn der Pencil auf den Tisch gelegt wird, wackelt er kurz hin und her, bleibt aber an Ort und Stelle liegen. Sollte er trotzdem durch eine Ungeschicklichkeit zu Boden und auf die Spitze fallen, befindet sich im Lieferumfang eine Ersatzspitze.
Latenzen. Zu den bestechenden Eigenschaften gehört die Reaktionsfreude. Wir alle wissen, wie unsere Unterschrift auf dem Display des Pöstlers aussieht, wenn er ein Paket oder einen wichtigen Brief abliefert. Meine wirkt so, als hätte ich beim Jassen gerade 290 Punkte auf die Tafel geschrieben: Hier einige gerade Striche, dort noch ein schräges Gekritzel … danke! Nicht so beim Pencil. Die Handschrift sieht genauso unleserlich aus wie auf Papier, wirkt aber absolut authentisch.
Die Latenzen sind kaum spürbar – ausser, wenn nicht geschrieben, sondern gesudelt wird. Der Stift wird laut Apple 240-mal pro Sekunde abgefragt, was die Reaktionszeit auf ein paar Millisekunden reduziert. Dabei wird nicht nur die Position der Spitze erkannt, sondern auch die Stärke des Drucks und sogar die Neigung: steile Haltung, dünne Spitze – flache Haltung, lebensechte Schattierungen. Die clevere Software weiss ausserdem genau, wo sie die Handballen ignorieren und die Finger zur Kenntnis nehmen muss. Kurz, der Pencil wird zu einer tollen Erweiterung für Werber, Grafiker und Zeichner.
Lautsprecher
Vier Lautsprecher. Das iPad wird automatisch mit Medienkonsum assoziiert, und deshalb muss auch die akustische Berieselung stimmen. «Berieseln» trifft es allerdings nicht ganz. Die Lautsprecher schallen bei actionreichen Szenen mit einer Begeisterung, die man dem flachen Gehäuse nie zugetraut hätte! Insgesamt sind vier Lautsprecher verbaut, einer in jeder Ecke. Die Wiedergabe wird automatisch austariert, damit der räumliche Eindruck immer stimmt, egal wie das Gerät gehalten wird. Bestücken Sie das iPad Pro mit einigen Filmen und Serien, und schon sind die einsamen Abende im Hotelzimmer gerettet.
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