Tests
21.12.2016, 07:46 Uhr
Test: Apple AirPods
An diesen Kopfhörern funktioniert nichts so, wie man es erwartet. Und das ist sogar das Beste daran.
Zahnbürsten, Golfschläger, Mini-Föns – kein Vergleich scheint im Web zu absurd, um die Form der AirPods zu beschreiben. Dabei sehen sie fast genauso aus, wie die gestandenen EarPods, einfach ohne Kabel. Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Die AirPods haben es – pardon – faustdick hinter den Ohren.
Der Tragekomfort ist erfreulich hoch: Einmal eingesetzt, könnte ich die kleinen Stöpsel stundenlang drin behalten. Ob das auf Ihre Ohren ebenfalls zutrifft, prüfen Sie am besten mit den kabelgebundenen EarPods der iPhones: Deren Form ist zwar nicht völlig identisch, aber sehr nahe dran.
Die oft geäusserten Bedenken, dass die AirPods versehentlich aus den Ohren fallen, sind unbegründet: Sie sitzen wie angegossen – auch bei schnellen Bewegungen, beim Laufen oder beim Bücken. Selbst beim Headbangen werden Sie das Bewusstsein noch vor den AirPods verlieren. Doch bereits die kabelgebundenen EarPods sind mir nur dann aus den Ohren gerutscht, wenn das Kabel irgendwo an der Kleidung hängenblieb – und diese Gefahr ist nun gebannt.
Ladeschale und Akku-Laufzeit
Die AirPods werden in einer schmucken Ladeschale geliefert und durch Magnete gegen versehentliches Herausfallen gesichert. Diese Schale dient jedoch nicht nur dem Transport und der Aufladung, sondern verfügt ihrerseits über einen Akku. Dieser gibt seinen Energievorrat an die AirPods ab, sobald sie verstaut werden.
Laufzeit, Versuch 1. In unserem Test zeigte der Akku nach fast vier Stunden eine Restladung von ca. 30 Prozent. Danach lagen die AirPods über Nacht offen auf dem Tisch, was die Ladung auf etwa 5 Prozent drückte. Es spielt also eine Rolle, wo die Stöpsel aufbewahrt werden, auch wenn sie nicht benutzt werden.
Laufzeit, Versuch 2. Im zweiten Anlauf und Non-Stop-Test hielten die AirPods rund 4:45 Stunden, bis sie zurück in die Schale mussten. Wenn sie dort aufgetankt werden, beträgt die Gesamtlaufzeit laut Apple etwa 24 Stunden, was mit unseren Messungen ziemlich gut übereinstimmt.
Koppelung: fantastisch unspektakulär
Die AirPods verbinden sich via Bluetooth mit dem Endgerät. Das weckt die Erinnerung an hässliche Prozeduren, wie: «Halten Sie die Taste X solange gedrückt, bis die LED rotblau blinkt. Das Gerät befindet sich nun im Koppelungsmodus. Öffnen Sie innerhalb von 30 Sekunden die Systemsteuerung …». Und so weiter.
Spielen die AirPods bei der Koppelung in einer anderen Liga? Nein. Sie spielen ja noch nicht einmal dasselbe Spiel.
Stattdessen wird die brandneue Ladeschale nach dem Auspacken geöffnet, in die Nähe des iPhones gebracht und mit einem Tippen gekoppelt. Das dauert ungefähr solange, wie Sie benötigen, um den letzten Satz laut vorzulesen.
Einfacher geht es nicht? Doch, geht es. Denn die Informationen zur Koppelung werden automatisch an die Apple-ID geheftet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Sicherheitsmassnahme wie bei den iOS-Geräten; stattdessen können die AirPods jederzeit mit einer anderen Apple-ID verknüpft werden.
Geraten die AirPods in die Reichweite eines Macs, eines iPads oder einer Apple Watch mit derselben Apple-ID, stellen sie sofort eine Verbindung bereit, etwa hier am Mac:
Um später wieder eine Verbindung zum iPhone auf zum iPad herzustellen, werden die AirPods einfach am jeweiligen Gerät angewählt und sogleich gekapert. Kurz, das erbärmliche Bluetooth-Protokoll hat seinen Schrecken verloren – zumindest in der Apple-Welt.
Kopfhörer denkt mit
All diese sehr speziellen Eigenschaften werden möglich, weil die AirPods durch Apples selbst entwickelten W1-Chip angetrieben werden.
Automatische Pausen
Wenn Sie mit beiden AirPods die Wiedergabe beginnen und einen der beiden Kopfhörer abnehmen, stoppt die Wiedergabe solange, bis Sie den Stöpsel wieder ins Ohr stecken. Das gilt natürlich für Apples Musik-App, aber auch für andere Apps wie Spotify, Spiele und sogar für YouTube-Videos, deren Wiedergabe in Bild und Ton pausiert wird.
Raffiniertes Detail: Wenn Sie die Audio-Wiedergabe mit beiden AirPods starten, hören Sie den Ton in Stereo. Starten Sie die Wiedergabe hingegen nur mit einem AirPod im Ohr, werden die Stereokanäle automatisch für die Mono-Wiedergabe gebündelt.
Die Mikrofone
Beide AirPods sind mit Mikrofonen bestückt, sodass es keine Rolle spielt, welches Teil Sie sich für ein Telefongespräch ins Ohr stecken. Zusätzliche Mikrofone erfassen und filtern die Umgebungsgeräusche bei Telefongesprächen oder Videochats. Die Resultate überzeugen: Alle Angerufenen attestierten dem Gespräch eine sehr gute Klangqualität.
Dieser akustische Filter sorgt allerdings «nur» dafür, dass es die Umgebungsgeräusche nicht bis ans andere Ende der Leitung schaffen. Das Verfahren hat nichts mit den geräuschunterdrückenden Kopfhörern gemein, die durch Gegenschall eine künstliche Stille erzeugen.
In den Bluetooth-Einstellungen am iPhone wird ausserdem definiert, bei welchem AirPod das Mikrofon aktiviert ist: links, rechts oder automatisch. In den meisten Fällen dürfte «automatisch» die beste Wahl sein, weil es dann keine Rolle spielt, welchen AirPod Sie einzeln verwenden. Doch wer sich für links oder rechts entscheidet, kann den zweiten Pod seinem Partner ins Ohr drücken, um ihn ein Telefongespräch mithören zu lassen – allerdings ohne seine Beteiligung am Gespräch. Eine praktische Sache, und ausserdem haben die meisten Menschen sowieso ein «Lieblings-Ohr», mit dem sie bevorzugt telefonieren.
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21.12.2016