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05.07.2016, 11:50 Uhr
Verabschiedung von der Analogtelefonie: Fragen und Antworten
An der heutigen Pressekonferenz stand Swisscom Red' und Antwort über den aktuellen Stand von «All IP» - d.h. zur Umstellung von analoger auf Internettelefonie.
Swisscom ist offenbar zuversichtlich, den bisher verkündeten Fahrplan einzuhalten. Derzeit seien 1,3 Millionen Kunden bereits umgestellt, das sei mehr als die Hälfte. Bis Ende 2016 soll der Anteil auf drei Viertel wachsen und ab Ende 2017 will man 100 Prozent erreicht haben. Ab dann ist Schluss mit der analogen Telefonie. Die Journalistenfragen an Swisscom wurden durch Beat Döös beantwortet, Leiter All IP Transformation. Wir haben die wichtigsten Informationen sowie Antworten zu den brennendsten Fragen zu diesem Thema zusammengestellt.
Worum geht es bei «All IP»?
Nach der Umstellung auf All IP erfolgt die Übermittlung eines Telefongesprächs nicht mehr mit analoger Technologie, sondern digital, und zwar übers Internetprotokoll namens «TCP/IP». Das ist ein weltweiter Trend – in fast allen Industrieländern sind Umstellungen im Gange. IP-Telefonie ist effizienter, kostengünstiger und weitaus flexibler als herkömmliche Telefonie.
Wie erfolgt die Umstellung bei Privatanwendern?
Sofern die Leitung bereits IP-ready ist (das dürften praktisch alle Leitungen sein), ist das sehr einfach. Wer ausschliesslich ein Festnetztelefon ohne Internet hat, bekommt von Swisscom kostenlos einen Router. Den stöpselt er an der Telefonsteckdose und am Strom an. Sein altes analoges Telefon kann er am Router einstecken, sofern es Tonwahl unterstützt. Die alten Geräte mit Wählscheibe unterstützen nur Pulswahl. Erst die Tastentelefone wählen per Tonwahl.
Ab wann wird migriert?
Das läuft schon seit über zwei Jahren auf Hochtouren. Geschäftskunden telefonieren schon heute meistens via IP. Neukunden werden seit ein paar Jahren von Anfang an nur noch mit IP-Telefonie ausgerüstet. Kunden mit Festnetz und bestehendem Swisscom-Internetanschluss werden seit 2016 fortlaufend auf IP-Telefonie migriert. In den nächsten Tagen beginnt Swisscom auch damit, bestehende Festnetz-only-Kunden umzurüsten; also jene, die ausser einem Festnetzanschluss keine Swisscom-Dienste beziehen. Aktuell seien es wöchentlich zwischen 8000 und 12'000 Kunden, die per Brief oder Anruf durch Swisscom kontaktiert würden.
Sind dabei Probleme zu erwarten?
Kaum! Es ist in der Tat ein Kinderspiel. All-IP-Leiter Döös berichtete, Swisscom habe bei der «Customer Complaint Quote» keine Ausschläge bei den umzustellenden Kunden zu verzeichnen. Das heisst, es gebe bei den betroffenen Kunden keine signifikante Zunahme an Support-Kontakten zu vermelden.
Muss das alte Telefon ins Recycling?
Wenns noch eine Wählscheibe hat, eher ja. Ein Tastentelefon unterstützt hingegen bereits Tonwahl; jenes können Sie am entsprechenden Anschluss des Swisscom-Routers anstöpseln. Falls Sie noch eins mit Wählscheibe haben, ist dies nicht mehr geeignet. Es gebe laut Beat Döös scheints im Fachhandel spezielle Konverter, mit denen die Signale umgewandelt werden können. Aber von deren Nutzung rät Swisscom ab.
Was ist mit ISDN- und SIP-Telefonen?
Bei IP-Telefonie ist es kein Problem, bis zu drei Rufnummern zu nutzen. Sie können auf ein gleichwertiges Produkt umsteigen. Die ISDN-Kabel, ISDN-Router und Telefongeräte müssen bei Privatanwendern über die Klinge springen.
Swisscom-eigene sogenannte HD-Phones lassen sich via Funk direkt mit dem Swisscom-Router verbinden. Wenn es sich um Swisscom-fremde SIP-Telefone handelt: Laut Mitteilung auf der Swisscom-Webseite könne man mittels einer Funktion namens «Lokale IP-Telefonie-Zugangsdaten» die Swisscom-Festnetznummer auch über andere SIP-fähige Geräte oder Programme verwenden. Es seien bis zu zehn solche Zugänge möglich.
Haben die Kunden auch einen Nutzen davon?
Es gibt zahlreiche sehr positive Aspekte. Der Kunde kann (muss aber nicht) zum Beispiel in seinem Konto eine Mobile-Nummer als «Backup-Nummer» angeben. Falls das Festnetz vorübergehend ausfallen sollte, landen die Anrufe automatisch auf dem Handy.
Richtige IP-Telefone sind preisgünstig zu haben. Sie verfügen über ein Display. Sofern die Nummer des Anrufers im öffentlichen Telefonbuch steht, sieht der Angerufene nicht nur die Nummer, sondern gleich den Namen.
Weiter gibts auch eine Möglichkeit der «nomadischen Nutzung» des Anschlusses. Beat Döös brachte das Beispiel eines Schreinermeisters: Jener kann seine Festnetznummer auch auf dem Smartphone einrichten. Damit ist er für seine Kunden immer erreichbar, auch wenn er auf einer Baustelle unterwegs ist.
Sehr spannend wird auch der zu erwartende Spam-Filter, siehe weiter unten.
Hauseigentümer, aufgepasst: Was ist mit Lifttelefonen?
Wer Liegenschaften mit Aufzügen besitzt, sollte von sich aus aktiv werden. Hier geht es um die Notfallkommunikation in feststeckenden Liften. Die muss natürlich weiterhin funktionieren. Etwa 80 Prozent der in der Schweiz betriebenen Lifte stammen laut Döös von international tätigen Grossunternehmen, der Rest teile sich auf kleinere, lokale Anbieter auf. Swisscom sei mit ihnen im Gespräch. Bereits jetzt laufe die Notfallkommunikation schon in vielen Liften über IP oder Mobile. Wo es die Empfangssituation erlaubt oder sofern der Lifthersteller eine zusätzliche Antenne angebracht hat, kommt eine Lösung via Mobilfunk infrage. Oftmals kommt sogar eine Zweiweglösung zum Einsatz: Die Verbindung läuft via IP und schaltet bei einem allfälligen Festnetzausfall automatisch auf Mobile um.
Ähnliches gilt auch für alle weiteren Sonderanwendungen, also bei Alarmanlagen, bei Notrufknöpfen für Betagte oder Behinderte, bei Frankiermaschinen und Haustechnikinstallationen.
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