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20.12.2017, 12:09 Uhr
Schweiz: gesundes Essen, ungesunde Postings
Die Schweizer Instagram-User zeigen bevorzugt gesundes Essen und Trinken. Ihr tatsächlicher Konsum sieht aber anders aus, ergab ein Vergleich.
Die Wissenschaftler des Idiap Research Instituts haben die Ess- und Trinkgewohnheiten von Schweizer Konsumenten anhand von Instagram-Postings studiert. Die Hypothese war, dass die Social-Postings den offiziellen Konsumangaben des Bundesamts für Statistik gleichen. Diese Annahme ist falsch, schreiben Thanh-Trung Phan und Daniel Gatica-Perez vom Idiap Research Institute in Martigny in einem wissenschaftlichen Artikel.
Die zwei Idiap-Forscher haben Instagram-Postings über fünf Jahre lang gesammelt und ausgewertet. Dabei kamen rund 95'000 Postings zusammen. Als Vergleichswerte dienten Kilogramm-Werte konsumierter Lebensmittel der Schweizer Bevölkerung des Bundesamts für Statistik.
Das Bundesamt hat ermittelt, dass erstens Milch- und Diätprodukte, zweitens Früchte, drittens Gemüse, viertens Alkohol sowie fünftens Getreide und Kartoffeln die am meisten konsumierten Lebensmittel der Schweizer sind. Bei Instagram lautet die Reihenfolge: Alkohol, Süssigkeiten, Milch- und Diätprodukte, antialkoholische Getränke und fünftens Fertiggerichte. «Offenbar gibt es einen grossen Unterschied zwischen den tatsächlichen Konsumgewohnheiten und den Speisen-Postings auf Instagram», schreiben Phan und Gatica-Perez in dem Artikel.
Instagram als Diagnose-Methode
Der Vergleich der wirklichen Konsumgewohnheiten der Schweiz mit den Instagram-Postings ergibt noch ein anderes Bild: Im täglichen Durchschnitt sind 16,8 Prozent der Nahrungsmittel Getreideprodukte, 13,3 Prozent Früchte und 11,9 Prozent Gemüse. Die entsprechenden Instagram-Posts sind: 1,5 Prozent, 4,4 Prozent und 4,5 Prozent. «Die User inszenieren sich offenbar auf Instagram. Sie posten nur das, was sie selbst sehen wollen oder anderen zeigen wollen», schreiben die Autoren. Die zwei in der Schweiz am häufigsten fotografierten Speisemotive sind: Alkohol (23,8 Prozent) und Süssigkeiten (19,2 Prozent).
Die Dominanz der zwei ungesunden Lebensmittel in den Instagram-Postings ist für die Idiap-Wissenschaftler ein Anhaltspunkt für eine Diagnose. Denn schon Forscher in den USA fanden einen Zusammenhang zwischen ungesunder Ernährung und häufigen Postings von ungesundem Essen. Nun zeigen allerdings die Schweizer Daten, dass es die Einschränkung auf ungesunde Speisen gibt. Einen direkten Zusammenhang zwischen Instagram-Fotos von gesunden Spesen und dem Konsum von gesunden Lebensmitteln gibt es nicht.
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