News 17.03.2017, 12:00 Uhr

Update: Internetzensur an der Universität Fribourg

Der Chaos Computer Club wirft der Universität Fribourg Zensur vor. Mit einem Web-Filter würden neben einschlägigen Webseiten auch harmlose gesperrt. Zudem überwache die Hochschule gesicherte https-Verbindungen. Die Universität bestätigt, dass ein Netzfilter in Einsatz ist, gesicherte Verbindungen würden aber keinesfalls entschlüsselt.
Studierende und Mitarbeitende der Universität Fribourg haben keinen freien Internetzugang über das Netzwerk der Hochschule, mit einem Filter sperrt diese konsequent alle «problematischen» Webseiten. Dem Chaos Computer Club (CCC) passt das gar nicht: «Die zweisprachige Universität zensiert das Internet nach allen Regeln der Kunst, wie es andernfalls aus chinesischen und saudischen Kontexten bekannt ist», schreibt der Verein in einer Medienmitteilung.
Hernani Marques, Pressesprecher des CCC, erklärte auf Anfrage von Computerworld, dass die Universität Fribourg eine Firewall einsetzt, die Webseiten kategorisiert und jene sperrt, welche in verbotene Kategorien fallen. Darunter finden sich etwa «adult», «hacking», «malware», «extremist», «copyright-infringement» sowie «proxy-avoids-and-anonymizers». Damit würden aber nicht nur problematische Webseiten gesperrt: «Gleichzeitig verhindert der Filter das Aufrufen einer Vielzahl von völlig unproblematischen Webseiten», erklärt Marques, der über den Anbieter der Firewall mehrere 10'000 Domains getestet habe. Auch harmlose Domains wie «www.fahrraddoktor.ch» oder «www.vereinigungjungesbasel.ch» sowie Seiten zur Umgehung von Zensur, wie der Tor-Browser, würden von der Universität zensiert.
Auch die Webseite des Tor-Projekts wird vom Netzfilter der Universität Fribourg gesperrt
Besonders problematisch sei, dass die Universität Fribourg auch sichere https-Verbindungen, also die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, knacke und die verschlüsselten Webseiten überprüfe – «ein klassischer ‹Man-in-the-Middle-Angriff›», erklärt Hernani Marques. Die Universität betreibe damit eine Massenüberwachung aller Verbindungen. Er verlangt deshalb von der Universität Fribourg, jegliche Zensurmassnahme abzuschalten: «Sie muss sich als öffentlich-rechtliche Institution genauso wie die Universität Zürich zur Freiheit des Internets und zur Netzneutralität bekennen.»
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